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Glücksspiele sind in Deutschland weit verbreitet. Laut einer Studie des Instituts für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) und der Universität Bremen (Arbeitseinheit Glücksspielforschung) haben sich knapp 37 Prozent der 16- bis 70-Jährigen in Deutschland in den letzten 12 Monaten an einem Glücksspiel beteiligt. Männer (40,4% Glücksspiel-Beteiligung in den vergangenen 12 Monaten) spielen häufiger als Frauen (32,7%).
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass bereits Jugendliche – trotz des gesetzlichen Verbots – breiten Zugang zu Glücksspielen haben. Laut der Hamburger SCHULBUS-Erhebung (2022) nehmen zum Beispiel 17% der 14- bis 17-Jährigen mindestens einmal monatlich an Glücksspielen teil. Männliche Jugendliche spielen deutlich häufiger als gleichaltrige Mädchen. Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigt sich (mindestens) problematisches Spielverhalten gehäuft im Zusammenhang mit folgenden Faktoren: junges Alter der Spielenden, Migrationshintergrund und niedriges Einkommen. Risikofaktoren darüber hinaus sind Geldeinsätze ab 100 Euro sowie regelmäßiges Spielen.
Die Studie des ISD und der Universität Bremen (2023) ergab, dass der monatliche Geldeinsatz für Glücksspiele insbesondere vom Schweregrad der Glücksspiel-Störung abhängt. So ergab sich für Menschen, die einen unproblematischen Umgang mit Glücksspielen haben, ein monatlicher Geldeinsatz von 58€ (Mittelwert), während Menschen mit einer schweren Glücksspiel-Störung im Durchschnitt 394€ für Glücksspiele aufwenden. Bei vielen dieser Spieler*innen führen die regelmäßigen Einsätze zu einer hohen Verschuldung.
Lotto „6 aus 49“ ist das populärste Glücksspiel in Deutschland. Etwa jede fünfte Person im Alter zwischen 16 und 70 Jahren hat sich in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal an dieser Lotterie beteiligt. Danach folgt der sogenannte „Eurojackpot“. Alle weiteren Glücksspielarten werden (zum Teil deutlich) seltener gespielt.
Eine Studie5 konnte das unterschiedliche Gefahrenpotenzial von einzelnen Glücksspielarten belegen. So ist das Risiko von pathologischem – also süchtigem – Spielen bei Nutzer*innen von Geldspielautomaten in Spielhallen und Gaststätten um das 6,3-fache erhöht. Bei Poker liegt dieser Faktor bei 5,0, bei Glücksspielautomaten in Spielbanken / Kasinos (Kleines Spiel) bei 4,1 (jeweils im Vergleich zu den übrigen Befragten).
Das besondere Gefährdungspotenzial von Geldspielautomaten in Spielhallen und Gaststätten wird auch deutlich, wenn man Menschen mit problematischem bzw. pathologischem Glücksspielen nach der Glücksspielart fragt, die am meisten zu der Entstehung ihrer Probleme beigetragen hat. Fast jede(r) zweite Befragte benennt Geldspielautomaten in Spielhallen und Gaststätten als die Art des Glücksspiels, die am deutlichsten an der problematischen bzw. süchtigen Entwicklung beteiligt war. Mehr dazu unter Glücksspiele – unterschiedlich riskant.
Im Jahr 2021 lag der Gesamtumsatz auf dem deutschen Glücksspiel-Markt bei über 44 Milliarden Euro. Über zehn Milliarden Umsatz machten die Anbieter von Geldspielautomaten in 2021. Gegenüber dem Vorjahr ist der Umsatz in diesem Glücksspielsegment damit stark zurückgegangen, liegt aber immer noch deutlich über den erzielten Umsätzen um die Jahrtausendwende und in den Jahren darauf. 210.000 Geräte im gesamten Bundesgebiet sorgen für eine beträchtliche Dichte dieser Form des Glücksspiels und für immer noch satte Einnahmen bei den Aufstellern. Während Spielbanken im Jahr 2021 weniger einnahmen als in den Vorjahren, verzeichneten Sportwetten ein deutliches Umsatz-Plus.
Glücksspielsucht verursacht erhebliche volkswirtschaftliche Kosten. Einer Studie zufolge belaufen sich die Kosten, die in Folge von süchtigem bzw. problematischem Spielen für die deutsche Volkswirtschaft entstehen, auf insgesamt 326 Millionen Euro pro Jahr. Diese Summe setzt sich aus direkten und indirekten Kosten zusammen. Zu den direkten Kosten (insgesamt 152 Mio. Euro) zählen zum Beispiel Aufwendungen für die stationäre und ambulante Behandlung von Spielsüchtigen (17 bzw. 24 Mio. Euro), hinzukommen finanzielle Verluste, die durch Beschaffungskriminalität sowie Gerichts- und Strafverfolgungskosten zustande kommen. Die indirekten Kosten (insgesamt 174 Mio. Euro) entstehen vor allem durch die Verluste von Arbeitsplätzen und durch krankheitsbedingte Fehlkosten.
Für Glücksspielanbieter lohnt sich das Geschäft nur, wenn die Verluste der Spielenden größer sind als deren Gewinne. Diese Verluste führen bei vielen Spieler*innen zu hoher Verschuldung.
Am Ende einer „Spieler*innenkarriere“ steht in den allermeisten Fällen eine hohe Verschuldung. Bei 33 Prozent der stationär behandelten Spieler*innen übersteigt der Schuldenstand einen Gesamtwert von 25.000 €.
Etwa zwei von 100 erwachsenen Menschen in Deutschland haben eine „Glücksspiel-Störung“ entwickelt, weitere knapp sechs Prozent zeigen einen riskanten Umgang mit Glücksspielen. Besonders davon betroffen sind Personen, die sich an Glücksspielen mit hohem Suchtpotential beteiligen, also zum Beispiel an Automaten in Spielbanken oder Spielhallen spielen.
Männer zeigen insgesamt deutlich häufiger Anzeichen für ein problematisches oder pathologisches Spielen als Frauen.
Ab wann spricht man überhaupt von „problematischem Spielen“ und wo gibt es Hilfe? Lesen Sie hier weiter.
Quellen:
Buth, S.; Meyer, G.; Rosenkranz, M.; Kalke, J. (2024): Glücksspielteilnahme und glücksspielbezogene Probleme in der Bevölkerung – Ergebnisse des Glücksspiel-Survey 2023. Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD), Hamburg
Baumgärtner, Theo & Hiller, Phillip (2022): Epidemiologische Entwicklung suchtgefährdenden Verhaltens von 14- bis 17-jährigen Jugendlichen in den Stadtstaaten Hamburg und Bremen. Deskriptiv zusammenfassende Ergebnisse der SCHULBUS-Untersuchung 2021/22. Hamburg: Sucht.Hamburg gGmbH.
Banz, M. (2019). GLÜCKSSPIELVERHALTEN UND GLÜCKSSPIELSUCHT IN DEUTSCHLAND. Ergebnisse des Surveys 2019 und Trends. BZgA-Forschungsbericht. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. doi: 10.17623/BZGA:225-GS-SY19-1.0
Pathologisches Glücksspielen und Epidemiologie (PAGE): Entstehung, Komorbidität, Remission und Behandlung (Endbericht 2011)
Meyer, G. (2023): Glücksspiel – Zahlen und Fakten. In: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.): DHS Jahrbuch Sucht 2023. Lengerich: Pabst Science Publishers. Korrektur des Artikels: https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Jahrbuch_Sucht/JBSucht2023_S089_Kapitel2-4_Korrektur2.pdf
Studie der Universität Hohenheim (https://gluecksspiel.uni-hohenheim.de/fileadmin/einrichtungen/gluecksspiel/Oekonomie/SozialeKostenDesGluecksspiels_Internet.pdf)
Automatisch Verloren
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