Alles andere als „sportlich“: Sportwetten sind Glücksspiele mit hohem Suchtfaktor
Alles andere als „sportlich“: Sportwetten sind Glücksspiele mit hohem Suchtfaktor
Mit Sportwetten werden in Deutschland jedes Jahr Milliarden-Umsätze erzielt. Auch im Hamburger Stadtbild sind Sportwettbüros inzwischen sehr präsent. Darüber hinaus gibt es ein wachsendes Angebot von Sportwetten im Internet. Dass bereits Jugendliche in Kontakt mit Glücksspielen kommen, darunter auch mit Sportwetten, zeigen die regelmäßigen Befragungen von SUCHT.HAMBURG. Werbung für Sportwetten sehen Heranwachsende allemal, zum Beispiel auf den Trikots ihrer Lieblingsvereine und als Bandenwerbung am Spielfeldrand.
Sportwetten: Der Zufall dominiert
Warum die hohe Präsenz von Sportwetten ein Problem darstellt, erklärt Christiane Lieb, Geschäftsführerin von SUCHT.HAMBURG: „Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass es sich bei Sportwetten um ein Glücksspiel handelt. Das liegt vor allem daran, dass Sportwetten einen sogenannten „Kompetenzanteil“ haben: Was jemand über eine Sportart und zum Beispiel über die Spieler*innen weiß oder zu wissen glaubt, spielt also eine gewisse Rolle für den Ausgang der Wette. Dieser Kompetenzanteil ist aber zum einen sehr gering und wird außerdem von vielen der Spielenden massiv überschätzt und der Zufallsfaktor gleichzeitig unterschätzt. Sie glauben, aufgrund ihres „Expert*innenwissens“ ein Spielergebnis vorhersagen zu können. Dabei zeigen Untersuchungen, dass Sportfans und „Ahnungslose“ beim Wetten nahezu gleich schlecht abschneiden. Damit wird das vermeintliche Expertenwissen zum Risikofaktor dieser Glücksspielart, denn auch hier dominiert der Zufall“.
Wie riskant Sportwetten sind, konnte eine repräsentative Befragung aus dem Jahr 2021 zeigen. Demnach weist nahezu jede fünfte Person, die sich in den letzten 12 Monaten an Sportwetten mit Festquoten beteiligt hat, eine Glücksspiel-Störung auf. Unter den Menschen, die sich im gleichen Zeitraum an Live-Sportwetten beteiligt haben, ist sogar fast jede*r Dritte von einer Glücksspiel-Störung betroffen.
Christiane Lieb: „Wer bei sich oder einer anderen Person bemerkt, dass die Kontrolle über das Spielen verloren geht, sollte sich frühzeitig beraten lassen. Gleichzeitig ist es aber auch niemals „zu spät“: Die Beratung und Behandlung eines problematischen bzw. abhängigen Umgangs mit Glücksspielen ist in jedem Stadium einer Abhängigkeit sinnvoll und möglich!“
Auf unserer Webseite finden Interessierte hier einen Überblick von Hilfsangeboten in Hamburg.
Quellen:
Kalke, J., Schmidt, C. S. & Hayer, T. (2020). Sportwetten: Expertise oder Glück? Ein systematischer Review über Tippstudien. Suchttherapie. https://doi.org/10.1055/a-1226-7351
Buth, S.; Meyer, G.; Kalke, J. (2022): Glücksspielteilnahme und glücksspielbezogene Probleme in der Bevölkerung – Ergebnisse des Glücksspiel-Survey 2021. Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD), Hamburg