Überschuldungsreport: Krankheit und Sucht führen oft zu Schulden
Überschuldungsreport: Krankheit und Sucht führen oft zu Schulden
Viele Menschen in Deutschland sind überschuldet. Das geht aus dem „Überschuldungsreport 2024“ hervor. Herausgegeben wird er von der Stiftung für private Überschuldungsprävention und dem Institut für Finanzdienstleistungen e.V. (iff). Für den Bericht 2024 wurden knapp 200.000 Beratungsfälle bei 114 Beratungsstellen im Zeitraum zwischen 2013 und 2023 ausgewertet.
Viele private Haushalte können finanzielle Probleme nicht abfedern
Für die finanzielle Schieflage in vielen Haushalten sind unter anderem erschwerende wirtschaftliche Rahmenfaktoren verantwortlich, insbesondere die Inflation und eine vergleichsweise schwache Weltwirtschaft. Diese erschwerten Bedingungen abzufedern gelingt vielen Menschen in Deutschland mehr schlecht als recht und in vielen Fällen auch: gar nicht. Im Überschuldungsreport ist dazu dieser Satz zu finden: „Nur ein Teil der Haushalte ist darauf vorbereitet, auf finanzielle Schocks aufgrund von diversen Krisen so zu reagieren, dass ihr Wohlstandsniveau allenfalls kurzfristig beeinträchtigt wird“.
Hypothek von Glücksspielsucht: ein sattes Minus auf dem Konto
Wir merken es alle: im Supermarkt, beim Essen gehen und bei Dienstleistungen aller Art. Vieles ist teurer geworden. Die Entwicklung der Gehälter kommt dabei kaum mit. Besonders hart trifft es Menschen, die wenig verdienen, arbeitslos oder (bzw. und) krank sind. Das geht auch aus den Überschuldungsreport klar hervor. Dort ist zu lesen: „Bemerkenswert ist die Entwicklung gesundheitsbedingter Aspekte. Fasst man die Hauptgründe Krankheit und Sucht zusammen, liegt man bei 18,36 Prozent“. Dem Bericht zufolge ist der Anteil krankheits- bzw. suchtbedingter Überschuldungsfälle demnach deutlich angestiegen.
Das Wort „Glücksspiel“ kommt in dem Report nicht vor. Aus anderen Erhebungen ist jedoch bekannt, dass Glücksspielsucht (bzw. Pathologisches Glücksspielen) jene Suchtform ist, die am häufigsten in eine (zum Teil sehr hohe) Überschuldung führt. Laut Jahrbuch Sucht 2024 haben elf Prozent der Klient*innen im Suchthilfesystem mit der Hauptdiagnose „Pathologisches Spielen“ über 50.000 Euro Schulden. In Worten: Über fünfzigtausend Euro!
Folgen der Überschuldung durch Glücksspielsucht
Die finanzielle Notlage, die durch Glücksspielsucht entsteht, hat oftmals weitreichende Folgen. Neben dem Verlust von Ersparnissen und Eigentum geraten Betroffene oft in eine soziale Isolation. Beziehungen zu Familie und Freunden zerbrechen, da das Vertrauen durch wiederholte Geldforderungen oder Lügen zerstört wird. Zudem werden überschuldete Menschen erst spät aktiv, wenn es zum Beispiel bereits zu Kontopfändungen, Mahnbescheiden oder der Kündigung von Mietverträgen gekommen ist.
Fazit: Glücksspielsucht kann zu einer massiven finanziellen und sozialen Belastung führen – oft mit Schulden in schwindelerregender Höhe. Viele Betroffene suchen erst dann Hilfe, wenn die Situation bereits eskaliert ist. Doch je früher eine Beratung in Anspruch genommen wird, desto größer sind die Chancen, die Schulden zu bewältigen und wieder Kontrolle über das eigene Leben zu gewinnen. Hier finden Sie zuverlässige Informationen zum Thema (Spiel-) Schulden.
Auch die Helpline Glücksspielsucht kann Ihnen weiterhelfen: Tel: 040 - 23 93 44 44 (zum Ortstarif aus dem deutschen Festnetz). Hier gibt es eine fundierte und anonyme Beratung rund um das Thema Glücksspiel und Spielsucht in Hamburg, immer montags und donnerstags 09 - 18 Uhr, dienstags 10 - 18 Uhr, mittwochs 13 - 18 Uhr, freitags 10-14 Uhr
Quellen:
Meyer, G. (2024): Glücksspiel – Zahlen und Fakten. In: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.): DHS Jahrbuch Sucht 2024. Lengerich: Pabst.
Peters, Sally; Roggemann, Hanne; Damar-Blanken, Duygu; Größl, Ingrid (2024): iff-Überschuldungsreport 2024. Überschuldung in Deutschland. Hamburg. institut für finanzdienstleistungen e.V. (iff).