Jugendliche dürfen nicht um Geld spielen, gefährdete (und natürlich auch abhängige) Spieler sollen geschützt werden: Über die Ziele von Glücksspielgesetzen sind sich die (meisten) Entscheidungsträger einig. Strittig ist dagegen die Frage nach dem „Wie?“.
Spielerschutz? In Automatenhallen besonders problematisch!
Die meisten Menschen, die die Kontrolle über ihr Spielen verloren haben, sind oder waren Automatenspieler. Wenn einer dieser Spieler sich selber vor den Versuchungen durch Glücksspiele schützen will, kann er eine Sperre beantragen – allerdings meist nur für einzelne Spielhallen. Eine Ausnahme bildet beispielsweise das Bundesland Hessen: Dort können sich Spielerinnen und Spieler für alle Spielhallen des Bundeslandes sperren lassen. Sollte sie aber einmal in einem anderen Bundesland sein, gilt diese Sperre dort nicht.
Suchtexperten wissen, dass Spieldruck – also das starke Verlangen nach Glücksspielen – gerade in den ersten spielfreien Monaten praktisch jederzeit aufkommen kann. Wenn jemand an einer Spielhalle vorbeigeht, kann es deshalb „brenzlig“ werden. Schaut man sich einmal in einer x-beliebigen Stadt um, wird deutlich, dass es fast unmöglich ist, von A nach B zu gelangen, ohne an einer Automatenhalle vorbeizukommen. Auch Praxistests zeigen, dass der Spielerschutz in den Spielhallen Lücken aufweist.
Derzeit sind wieder einige Ideen im Umlauf, wie der Spielerschutz verbessert werden soll, nicht nur in Spielhallen:
Gesichtsscanner
Spielhallenbetreiber in Berlin planen den Einsatz von technischen Geräten, mit denen erkannt werden soll, ob ein Gast zum Beispiel zu jung oder für die Halle gesperrt ist – sogenannte „Gesichtsscanner“. In den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg sind die Geräte bereits vereinzelt im Einsatz.
Für das Personal in den Spielhallen dürfte die automatisierte Eingangskontrolle eine Erleichterung sein – ihnen wird der Abgleich mit der Sperrdatei abgenommen und eine Ausweiskontrolle ist nur noch dann nötig, wenn der Scanner anzeigt, dass der Gast möglicherweise zu jung ist. Außerdem würde durch das technische Gerät garantiert, dass wirklich jeder Gast beim Einlass kontrolliert wird. Bleibt die Frage nach dem Datenschutz – und die Tatsache, dass mit den Scannern nur lokale Lücken geschlossen werden. Die Ausweichmöglichkeiten bleiben: Wer an einem Ort gesperrt wird, kann zum nächsten wandern.
Onlinesperren
In der Schweiz werden zukünftig Anbieter von illegalen Online-Glücksspielen gesperrt. Internet-Provider erhalten eine Liste von Glücksspielanbietern, die keine Lizenz haben und sollen sie dann für den Schweizer Markt sperren.
Man kann in der Schweiz also legal im Internet um Geld spielen, allerdings nur bei Anbietern mit einer Konzession. Ein Vorbild für Deutschland, wo Online-Glücksspiele ganz verboten sind, es aber doch so einige Schlupflöcher gibt? Wenn der Staat (mit) festlegt, welche Internetseiten jemand aufrufen kann und welche nicht, ist das für einige ein zu weit reichender Eingriff in die Freiheit des Einzelnen. Andererseits gibt es derzeit noch keine gute Alternative dafür, Konzessionen im Online-Bereich zu vergeben – und vor allem zu überwachen.
Konzessionen für Sportwetten – jetzt aber wirklich
Mitte März unterzeichneten die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten den Zweiten Glücksspieländerungsstaatsvertrag. Diese neue Fassung des Vertrages war vor allem deshalb notwendig geworden, weil die in der aktuell gültigen Version vorgesehene Experimentierklausel mit 20 Sportwettkonzessionen gerichtlich gescheitert war. Die wichtigste Neuerung deshalb: Die Zahl der Konzessionen wird nicht mehr auf 20 beschränkt.
Es dürften also deutlich mehr als 20 Konzessionen vergeben werden. Mehr legale Anbieter von Sportwetten, einer Glücksspielart mit hohem Risiko – ein Fortschritt beim Spielerschutz? Nur wenn dadurch der Schwarzmarkt deutlich kleiner werden sollte und die Anbieter mit Konzession sich strikt an die Spielerschutz-Regeln halten. Beides bleibt abzuwarten und muss kritisch überprüft werden!
Trotz aller Ideen und Maßnahmen zum Spieler- und Jugendschutz: Glücksspiele sind in Deutschland nur schwer zu bändigen. Das zeigen die Erfahrungen aus der Vergangenheit. Umso wichtiger, dass Betroffene wissen, wie sie sich schützen können und wo sie Hilfe bekommen.
Quellen:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/gluecksspiel-in-berlin-spielhallenbetreiber-wollen-gesichtsscanner-einsetzen/19466728.html
http://www.focus.de/regional/berlin/gluecksspiele-berliner-spielhallen-wollen-gesichter-scannen_id_6729615.html
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Online-Gluecksspiel-Schweiz-fuehrt-trotz-viel-Kritik-Netzsperren-ein-3641814.html
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gluecksspiel-neue-regeln-fuer-sportwetten-1.3423223