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Eine Sucht – egal ob Spielsucht oder eine andere Form von Sucht – lässt sich nicht auf eine einzelne Ursache zurückführen.
Auch ein konkreter Anfangspunkt ist meist schwer zu benennen. Ebenso wenig lässt sich von einer „Suchtpersönlichkeit“ sprechen. Vielmehr kann man sich die Entwicklung einer solchen Sucht als einen oft jahrelangen Prozess vorstellen, in dem verschiedene (Risiko-) Faktoren zusammen wirken.
Bei der Entwicklung einer Spielsucht bzw. eines problematischen Spielverhaltens lassen sich solche Risikofaktoren identifizieren, die man in drei Bereiche unterteilen kann:
1. die Persönlichkeit der Spieler*innen
2. das Umfeld der Spieler*innen
3. das Glücksspiel selbst
Menschen unterscheiden sich in ihrer Anfälligkeit für ein problematisches Spielverhalten und damit hinsichtlich der Entwicklung einer Glücksspielsucht. So haben Personen, die zu impulsivem Verhalten neigen oder Gefühle schlechter kontrollieren können, ein erhöhtes Risiko spielsüchtig zu werden. Auch bestimmte Denkweisen oder Überzeugungen können dazu beitragen, dass man leichter die Kontrolle beim Spielen verliert und somit eher spielsüchtig wird als andere. Ein Beispiel: „Jetzt ist die Roulettekugel schon fünf Mal hintereinander auf schwarz liegen geblieben. Dadurch wird „Rot“ bei der nächsten Runde wahrscheinlicher.“ Ein solcher Gedanke kann dazu führen, dass jemand nur schwer davon ablassen kann, (immer) weiter zu spielen. Fakt ist jedoch: Die Wahrscheinlichkeit eines Spielausgangs ist völlig unabhängig vom Ausgang der vorhergehenden Spielrunden.
Für eine Spielsucht gilt das Gleiche wie für andere Suchtformen: Es gibt keine „Glücksspielpersönlichkeit“, d.h. es lassen sich keine konkreten Wesensmerkmale definieren, die eine Person unweigerlich in eine Glücksspielsucht führen.
Das Umfeld als mitbestimmender Faktor
Sowohl das unmittelbare Umfeld, in dem ein Mensch lebt, als auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen beeinflussen ebenfalls das Risiko einer Spielsucht. Wenn Glücksspiele beispielsweise in der Familie oder im Freundeskreis üblich oder sogar ein zentraler Bestandteil des Freizeitlebens sind, kann es für den einzelnen schwieriger werden, selber nicht bzw. verantwortungsvoll zu spielen. Auch Werbung für Glücksspiele beeinflusst das Spielverhalten von Menschen und kann schlussendlich dazu führen, dass jemand spielsüchtig wird.
Glücksspiele sind unterschiedlich riskant . Das jeweilige Suchtpotenzial eines Glücksspiels lässt sich anhand von konkreten Faktoren einschätzen – so trägt etwa eine schnelle Spiel- und Auszahlabfolge eines Spiels dazu bei, dass der Überblick über die bisherigen Verluste und Gewinne leichter verloren geht.
Viele spielsüchtige Spielerinnen und Spieler setzen dann immer wieder auf das nächste – das vermeintlich „erlösende“ – Spiel. Für Spielsüchtige setzt sich ab diesem Zeitpunkt ein verheerender Teufelskreis in Gang.
Auch die „Nähe“ und damit die Verfügbarkeit des Glücksspiels beeinflusst das eigene Spielverhalten. So kann der Geldspielautomat im Imbiss um die Ecke zu einer großen Verlockung werden, zu spielen.
Wichtig zu wissen: Bei der Entstehung einer Spielsucht sind alle drei Ebenen beteiligt. Aber auch wenn mehrere der genannten Faktoren zutreffen, muss sich nicht unweigerlich ein problematisches Spielverhalten entwickeln.
Ein Beispiel: Um abzuspannen und weil ihm zu Hause oft die Decke auf den Kopf fällt, geht Tobias (43) oft in eine Kneipe, in der er auch regelmäßig an Geldspielautomaten spielt. Mittlerweile kennt er auch die meisten anderen Stammgäste, zu seinen anderen Freund*innen hat er inzwischen weniger Kontakt. Ihm fällt es häufig schwer, „Nein“ zu sagen, wenn er an einem Abend eigentlich nach Hause gehen will und die anderen Gäste ihn auffordern, noch zu bleiben: „Sei kein Spielverderber. Auf ein Bier und ein Spiel bleibst Du noch.“
Bei diesem Beispiel spielen alle drei Ebenen eine Rolle: Der Spielende kann sich nur schwer gegen Druck von außen behaupten, ein großer Teil seines sozialen Umfelds geht ebenfalls Glücksspielen nach. Außerdem hat er sich für eine Glücksspielart entschieden, die ein hohes Gefährdungspotenzial aufweist.
Auf Basis dieser Konstellation von Risikofaktoren kann bei Tobias eine erhöhte Anfälligkeit für eine Glücksspielsucht angenommen werden. Ob sich sein Spielverhalten zu einer Spielsucht entwickeln wird, steht allerdings noch nicht fest. Es wird beispielsweise darauf ankommen, ob er andere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung für sich (wieder) findet, zum Beispiel mit den Freund*innen, die er in der letzten Zeit vernachlässigt hat. So könnte das Automatenspielen für ihn an Bedeutung verlieren. Ebenso könnte er Wege finden, dem Druck von anderen nicht immer nachzugeben und so schrittweise immer mehr selber darüber bestimmen, ob und wie viel er spielt. Gespräche mit Expert*innen beispielsweise in einer Beratungsstelle können bei einem solchen Prozess der Selbstkontrolle helfen.
Wer glaubt spielsüchtig zu sein, sollte unbedingt Hilfe annehmen. Die Gespräche können anonym geführt werden, auch eine telefonische Beratung ist möglich. Alle Beratungsgespräche sind vertraulich und kostenlos.
Automatisch Verloren
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