Online gegen Glücksspielsucht?
Online-Glücksspiele gelten als besonders gefährlich. Unter anderem ihre „Rund-um-die-Uhr“- Erreichbarkeit, ein deutlich erschwerter Spieler- und Jugendschutz und die Anonymität im Netz machen die Spiele im World Wide Web so riskant. Dass das Internet jedoch auch eine Hilfe bei der Bewältigung problematischen Spielverhaltens sein kann, zeigt jetzt eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Check Out: Online-Unterstützung beim Ausstieg aus dem Spielen
Die BZgA bietet unter www.check-dein-spiel.de verschiedene Möglichkeiten der Beratung und auch der Verhaltensänderung: „Check Out“ heißt das Online-Beratungsprogramm, mit dessen Unterstützung der Ausstieg aus dem Glücksspiel gelingen soll. Das Programm geht über mehrere Wochen, wird von einem Berater oder einer Beraterin begleitet und ist sowohl kostenfrei als auch anonym.
Wie gut kann das Angebot dabei helfen, mit dem Spielen aufzuhören? Das fragten sich die Verantwortlichen bei der BZgA und ließen das Programm im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie „gegen“ ein E-Mail-Beratungsangebot „antreten“, das ebenfalls auf der Check-dein-Spiel-Seite zu finden ist. Die Teilnehmenden an der Studie wurden entweder dem Beratungsprogramm Check Out, der E-Mail-Beratung oder einer Warteliste zugelost. „Warteliste“ bedeutet in diesem Fall, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer während des Untersuchungszeitraums keine Unterstützung erhielten und als Vergleichsgruppe dienten.
Online-Beratungsprogramm zeigt Wirkung
Insgesamt 167 Personen nahmen an der Studie teil. Die Ergebnisse zeigen, dass das Angebot Menschen mit Glückspielproblemen durchaus helfen kann. Die Teilnehmenden an dem Programm zeigten weniger problematische Spielweisen und ein höheres Wohlbefinden. Außerdem spielten sie seltener und setzen weniger Geld (bzw. geringere Höchsteinsätze) ein. Für die Untersuchungsteilnehmerinnen und -teilnehmer, die eine E-Mail-Beratung erhielten, ergaben sich zumindest Verbesserungen beim Spielverhalten. Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden und ihre Spielhäufigkeit sowie das Ausmaß ihrer Einsätze zeigten sich dagegen nicht.
Als Einschränkung der Effekte ihres Online-Angebots geben die Studienverantwortlichen zu bedenken, dass niedriggebildete Menschen sowie Menschen mit Migrationshintergrund „zukünftig noch besser erreicht werden“ müssten.
Fazit: Seit Jahren nimmt die Zeit, die wir im Internet verbringen, stetig zu. Da liegt es nahe, auch Hilfsangebote dort zu platzieren. Vor diesem Hintergrund machen die Studienergebnisse Mut: Offenbar ist es möglich, auch über das Medium Internet, Menschen bei der Veränderung ihres Spielverhaltens zu unterstützen und zu begleiten.
Wie gut ein solches Angebot gegenüber „klassischen“ Beratungs- und Behandlungsformen abschneidet, lässt sich aus den Untersuchungsergebnissen nicht ablesen. Interessant dürfte die Frage sein, wie sich Online-Angebote sinnvoll mit ambulanten und stationären Behandlungsformen kombinieren bzw. ergänzen lassen, etwa im Bereich der Nachsorge.
Einen Überblick über weitere Hilfsangebote für Menschen mit problematischem Spielverhalten und ihre Angehörigen finden Sie unter Hilfe. Das Angebot „Check Out“ gibt es auf der Seite www.check-dein-spiel.de.
Quelle:
Leuschner F., Jonas B., Schoelen C., (2019). Effekte von internetbasierter Beratung für Personen mit problematischem Glücksspielverhalten. Ergebnisse einer randomisiert-kontrollierten Studie. In: Suchttherapie 2019; 20(S 01) DOI: 10.1055/s-0039-1696249