Sommer 2020: ein Wendepunkt?
„Der Sommer 2020 war für mich ein Wendepunkt. Man hat gespürt, dass die Zeiten unsicherer werden, das hat mich zum Nachdenken gebracht. In der Phase, als alle Spielbanken und Spielhallen schließen mussten, habe ich mich dann dazu entschieden, auszusteigen und bin bis heute dabei geblieben.“.
Wie viele Menschen werden wohl im Jahr 2021 so oder so ähnlich auf das Frühjahr und den Sommer 2020 zurückblicken? Und wie hoch wird der Anteil derjenigen sein, deren Suchtverhalten sich während der Corona-Pandemie noch verschärft hat?
Nach der erzwungenen Spielpause: Weiter spielen oder aussteigen?
Der Einschnitt war gewaltig. In Folge der Schutzbestimmungen zur Eindämmung des Coronavirus mussten alle Spielbanken, Wettbüros und Spielhallen im März dieses Jahres schließen. Es folgte eine mehrmonatige Spielpause, bis Casinos & Co. – unter Auflagen – wieder öffnen durften.
Vor allem für jene, die zuvor viel gespielt und eventuell auch schon problematische Spielmuster entwickelt hatten, muss der Lockdown aller Spielorte einer „Vollbremsung“ gleichgekommen sein. Eine Vollbremsung, auf die unterschiedliche Spielergruppen unterschiedlich reagieren dürften.
Günstige Zeiten für einen Ausstieg? Erhöhte Suchtgefahr?
Menschen, in denen vorher schon der Gedanke gereift war, dass das Spielen ihnen mehr schadet als nutzt, könnten die erzwungene Spielpause als Anlass genommen haben, ihren Umgang mit Glücksspielen zu überdenken.
Auf der anderen Seite gelten Langeweile, Isolation, finanzielle Sorgen und negative Job-Aussichten als Faktoren, die das Risiko für Suchterkrankungen, darunter auch das pathologische Glücksspielen, erhöhen können. Nicht wenige Menschen dürften in den vergangenen Monaten auf Online-Glücksspiele ausgewichen sein. Zur Erinnerung: Die Teilnahme an Glücksspielen im Internet ist laut aktuellem Glücksspielstaatsvertrag verboten, mit Ausnahme jener Glücksspiellizenzen, die im Bundesland Schleswig-Holstein vergeben wurden und die ausschließlich für die dortige Bevölkerung gelten.
Und dann gibt es da noch jene, die in der Phase des Lockdowns zwar auf das Spielen verzichten konnten (und nicht im Internet ihr Glück suchten), jedoch jetzt mit der Wiedereröffnung ihres gewohnten Spielortes den Sog spüren, wieder zu spielen.
Es spricht also einiges dafür, dass sehr viele Glückspieler*innen in diesen Monaten an einem Scheideweg stehen: Aussteigen, weitermachen wie bisher oder sogar noch mehr spielen? Zugespitzt lässt sich formulieren: Die Zeiten für einen Ausstieg sind so günstig wie lange nicht. Gleichzeitig ist die Suchtgefahr so hoch wie lange nicht.
Jetzt Beratungsangebote in Hamburg nutzen
„Viele Menschen werden durch die Corona-Pandemie stark belastet, zum Beispiel weil sie in Kurzarbeit sind oder ihre Arbeit verloren haben. Je nach Branche sind bei einigen die Arbeitsbelastungen in den vergangenen Monaten aber auch stark angestiegen. In vielen Haushalten kommt es zudem vermehrt zu Konflikten und teilweise auch Gewalt“, berichtet Christiane Lieb, Geschäftsführerin von SUCHT.HAMBURG und warnt: „In schwierigen Zeiten kann sich, oft unbemerkt, ein Suchtverhalten entwickeln oder verstärken. Aus einem Bier am Abend werden schnell zwei, drei oder mehr. Wenn, zum Beispiel bei Kurzarbeit, mehr Zeit zur Verfügung steht, spielen manche Menschen auch mehr und länger als sonst. Wir empfehlen deshalb, gerade jetzt besonders aufmerksam und kritisch das eigene Spielverhalten im Blick zu haben. Professionelle Suchtberater*innen helfen bei der Einschätzung, ob der eigene Umgang mit Glücksspielen noch im grünen Bereich liegt oder nicht. Die Suchtberatungsstellen in Hamburg bieten neben Gesprächen vor Ort auch Hilfe per Telefon oder zum Teil auch im Internet, die von zu Hause aus genutzt werden kann. Alle diese Beratungsangebote sind kostenfrei.“
Eine Übersicht über Hilfsangebote in Hamburg rund um das Thema Glücksspielprobleme finden Sie hier.
Der Sommer 2020, der so anders ist als alle Sommer davor, ist eine gute Gelegenheit dafür, etwas am eigenen Spielverhalten zu verändern. Wir helfen Ihnen dabei, jetzt den Wendepunkt einzuleiten.
Apropos Corona: Gerade jetzt sind seriöse Informationsquellen wichtiger denn je. Wissenschaftlich abgesicherte Aussagen und Verhaltenstipps zum Thema „Neuartiges Coronavirus und Covid-19-Erkrankung“ gibt es unter www.infektionsschutz.de und www.zusammengegencorona.de