Vorsatz ‚SPIELFREI WERDEN‘: 6 Tipps zum Dranbleiben
Vorsatz ‚SPIELFREI WERDEN‘: 6 Tipps zum Dranbleiben
„Am Baum der guten Vorsätze gibt es viele Blüten, aber nur wenige Früchte“ – Dieser Satz wird dem chinesischen Philosophen Konfuzius zugeschrieben. Die dahinterstehende Erkenntnis scheint geradezu zeitlos zu sein: Wir Menschen nehmen uns viel vor und setzen nur einen Bruchteil davon um bzw. halten nur wenige Vorsätze auch tatsächlich durch.
Dranbleiben ist die Kunst
Auch zum Jahreswechsel 2021/22 trieben die Wünsche und Ideen, was in diesem Jahr alles besser werden soll, bei vielen von uns wieder zahlreiche Blüten. Jetzt, nachdem die ersten Wochen des neuen Jahres ins Land gegangen sind, setzt bei vielen Menschen Ernüchterung ein – wenn sie zum Beispiel in einer stressigen Phase wieder zur Zigarette gegriffen haben oder statt der eigentlich geplanten vollwertigen Ernährung doch wieder Fast Food auf dem Teller landet. Dranbleiben, das ist die eigentliche „Kunst“ bei guten Vorsätzen – erst recht, wenn es sich bei dem guten Vorsatz um die Befreiung aus einem abhängigen Verhalten handelt!
Auf dem Weg in ein suchtfreies Leben kann es zu Rückschlägen und Ausrutschern kommen. Zahlreiche Erfahrungen zeigen: Es kommt vor allem darauf an, wie Menschen mit solchen Vorfällen umgehen – ob sie sich beispielsweise an eine Vertrauensperson wenden (siehe unten, Tipp 2), wenn sie doch wieder gespielt haben (oder aber besser noch: sobald sie ein starkes Verlangen spüren, zu spielen).
Man kann einiges dafür tun, damit der Drang zu spielen möglichst gar nicht erst aufkommt oder aber beherrschbar bleibt. Die folgenden 6 Tipps helfen beim Dranbleiben. Im Vordergrund steht dabei zwar der Vorsatz, mit Glücksspielen aufzuhören – die Tipps lassen sich jedoch auch auf andere Vorsätze übertragen.
Tipp 1
Nutzen Sie das Hamburger Hilfesystem. Die Unterstützung dort ist kostenfrei und anonym. Die Berater*innen sind erfahren und nehmen sich Zeit, um auf Ihr persönliches Anliegen und Ihre individuelle Situation einzugehen. Wichtig: Das Angebot sichtet sich auch an Angehörige von Menschen mit Spielproblemen.
Tipp 2
Wenn Sie den Impuls verspüren zu spielen (obwohl Sie sich vorgenommen haben, es nicht zu tun), melden Sie sich bei einer Person Ihres Vertrauens (mit der Sie das vorher abgesprochen haben) und/ oder wählen Sie die Nummer der Helpline Glücksspielsucht: 040 - 23 93 44 44 | Montags und Donnerstags 9 - 18 Uhr, Dienstags 10 - 18 Uhr, Mittwochs 13 - 18 Uhr, Freitags 10-14 Uhr.
Sprechen Sie danach, wenn möglich, über den „Vorfall“ (z.B. Ihren Spieldrang) mit einem*einer Berater*in einer Suchtberatungsstelle. Am besten tragen Sie die Telefonnummer der Vertrauensperson und der Helpline immer bei sich (zum Beispiel im Portemonnaie) oder haben sie in ihrem Handy gespeichert.
Tipp 3
Schließen Sie sich mit Gleichgesinnten zusammen, zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe. Dort treffen Sie auf Menschen, die in der gleichen oder einen ähnlichen Situation sind wie Sie (oder es waren). Sie können über Schwierigkeiten in Ihrem Alltag sprechen und erfahren, was anderen geholfen hat, dranzubleiben. Weitere Vorteile einer Selbsthilfegruppe finden Sie in der Broschüre 10 gute Gründe für den Besuch einer Selbsthilfegruppe der DHS (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen). Einen Überblick über Selbsthilfegruppen für Menschen mit Spielproblemen finden Sie hier. Hier geht es zu einem Interview mit einem Mitglied einer Selbsthilfegruppe.
Tipp 4
Versuchen Sie, Glücksspielwerbung aus Ihrem Leben zu verbannen. Zugegeben, das ist nicht immer leicht, aber nutzen Sie zum Beispiel Werbeblocker im Internet und machen Sie über einen Aufkleber auf Ihrem Briefkasten klar, dass Sie grundsätzlich keine Werbung wünschen.
Tipp 5
Gehen Sie Spielanreizen möglichst aus dem Weg. Bestimmte Orte, Menschen, Stimmungen: Was Spiel-Druck auslösen bzw. verstärken kann, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Wer seine*ihre persönlichen Trigger (Spielanreize) kennt und sie zu managen weiß, ist gegen das Verlangen zu spielen, in jedem Fall deutlich besser gewappnet.
Tipp 6
Leben Sie genussvolle Alternativen. Bei vielen Menschen haben Glücksspiele einen großen Teil des Tages (und oft auch der Nacht) in Anspruch genommen. Nach der Entscheidung SPIELFREI zu werden, wissen so manche erst einmal gar nicht so recht etwas mit sich anzufangen, wenn sie statt in die Spielhalle oder ins Online-Casion zu gehen, auf sich selbst zurückgeworfen werden. In dieser Lebenssituation hilft es, sich neue Aktivitäten zu überlegen und diese – insbesondere in der Anfangszeit – fest und regelmäßig in den Alltag einzuplanen.
Achten Sie dabei darauf, dass diese neuen Aktivitäten nicht das Verlangen nach Glücksspielen auslösen (siehe Tipp 5). Am Computer ein Strategiespiel anstelle eines Glücksspiels zu spielen, ist deshalb zumeist keine gute Idee. Zweitens sollte es sich bei den Aktivitäten nicht um „reine Vernunftslösungen“ handeln, die Sie nicht lange durchhalten.
Planen Sie stattdessen regelmäßige Genuss-Einheiten in Ihren Alltag ein, zum Beispiel einen regelmäßigen Spaziergang mit Freund*innen oder der Familie. Auch Sport und Bewegung können gut tun. Oder Sie nehmen ein altes Hobby wieder auf. Tauschen Sie sich auch mit anderen ehemaligen Spiele*rinnen aus, wie ihnen die Umstellung in ein neues Leben gelingt.
Wir wünschen viel Erfolg beim Umsetzen Ihrer Vorsätze und bleiben Sie dran!