Entfesseltes Suchtrisiko: Bei „Fun Games“ hört der Spaß endgültig auf
Entfesseltes Suchtrisiko: Bei „Fun Games“ hört der Spaß endgültig auf
Vorsicht Suchtgefahr: Wer sich an einen Spielautomaten stellt – ob in einer Gaststätte oder in der Spielhalle – sollte wissen, dass sein „Gegenüber“ zu den riskantesten Glücksspielarten überhaupt zählt. Fachkräfte in der Glücksspiel-Suchthilfe können ein Lied davon singen: Ein Großteil der Menschen, die zu ihnen kommen, haben die Kontrolle über das Spielen am Automaten verloren.
Das ausgeprägte Suchtpotential der Automaten bestätigte sich vor Kurzem wieder, als die aktuellen Zahlen des bundesweiten Glücksspiel-Surveys veröffentlicht wurden. Unter Spieler*innen an Geldspielautomaten in Spielhallen und der Gastronomie gab es den höchsten Anteil von Menschen mit Glücksspielproblemen: Jede dritte befragte Person wies demzufolge Anzeichen einer Glücksspielgefährdung auf.
Illegale Automaten unterlaufen den Spieler*innenschutz
Automatenspiele haben ein hohes Suchtpotential und wer sie spielt hat – über kurz oder lang – AUTOMATISCH VERLOREN. Die Spiele sind enorm schnell, zwischenzeitliche Gewinne (und auch Fast-Gewinne) sorgen für Kicks – und dafür, dass immer weitergespielt wird.
All das gilt ganz grundsätzlich für Automatenspiele. Weil ihr Gefahrenpotenzial bekannt ist, wird seit Jahrzehnten versucht, die Geräte zu „zähmen“ – vor allem über die bundesweit geltende Spielordnung, die unter anderem Gewinn- und Verlustmöglichkeiten begrenzt und feste Spielpausen vorschreibt. Trotz dieser Regeln bleiben die Automaten ein großes Risiko für die psychische Gesundheit der Spielenden (und ihrer Angehörigen!) und natürlich auch für ihr Portemonnaie.
Dieses ohnehin schon hohe Risiko lässt sich jedoch noch steigern: indem jemand an illegalen statt an zugelassenen Automaten spielt. Spielerschutz-Maßnahmen wie regelmäßige Pausen oder vorgeschriebene Maximaleinsätze fallen dann natürlich weg. Der Automat kann sein volles (Sucht-) Potenzial ausspielen – zum Nachteil der Spielenden versteht sich!
Gesucht – und in großer Anzahl gefunden: nicht angemeldete Geldspielautomaten
Jürgen Trümper vom Arbeitskreis gegen Spielsucht engagiert sich schon seit vielen Jahren gegen illegale Geldspielautomaten. Neben regelmäßiger Aufklärungsarbeit über die Risiken von Glücksspielen im Allgemeinen und (illegalen) Spielautomaten im Besonderen, geht er auch selber vor Ort und spürt die illegalen Geldspielgeräte der Republik auf. So wie kürzlich wieder, als er für die Studie „Einblicke in den illegalen Glücksspielmarkt 2021“ Spielorte aufsuchte, an denen nicht angemeldete bzw. regulierte Geräte – häufiger als man denkt – zu finden sind: zum Beispiel in Gaststätten, Wettbüros oder Vereinsräumen.
Jürgen Trümper wurde fündig. Seinen Angaben zufolge hat er 1.408 Spielstätten verdeckt besucht und in etwa 44 Prozent von ihnen illegale Geräte gefunden. Und auch die nächste „Trefferquote“ ist enorm hoch: Von insgesamt 3.337 Geldspielautomaten, die er an den besuchten Orten antraf, war etwa jedes 3. (!) Gerät illegal.
Sollte verstärkt werden: Kampf gegen illegale Geldspielgeräte
Diese illegalen Spielgeräte werden auch als „Fun Games“ bezeichnet. Das ist grotesk, schließlich geht bei diesen Spielen der „Fun“ (Spaß) besonders schnell verloren. Wie riskant diese Spiele sind, zeigte sich zum Beispiel an diesem Fund: Trümper stieß auf ein Gerät, bei dem man innerhalb von 2,5 Sekunden 300 Euro verspielen konnte! Seiner Studie zufolge zählt Hamburg übrigens zu den „Hotspots für illegales Spiel“.
Trümper fordert laut Spiegel-Online, den Kampf gegen die illegalen Geräte zu verstärken – eine Forderung, der man sich, insbesondere aus der Perspektive eines verbesserten Spieler*innen-Schutzes nur anschließen kann.
Quelle:
Spiegel-Online (2022). Der Siegeszug der illegalen Spielautomaten. abgerufen am 21.03.2022 unter https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/gluecksspiel-der-siegeszug-der-illegalen-spielautomaten-a-812a3883-f94f-40dd-8543-96b2ec8c2cc9