Neuer BADO-Bericht: So belastet sind Menschen mit Glücksspielproblemen
Neuer BADO-Bericht: So belastet sind Menschen mit Glücksspielproblemen
Menschen, die wegen ihrer Glücksspielsucht in einer Hamburger Suchthilfeeinrichtung betreut werden, stehen häufig vor einem hohen Schuldenberg. Das geht aus dem „Statusbericht der Hamburger Basisdatendokumentation“ für das Jahr 2023, abgekürzt BADO, hervor, der vor Kurzem erschienen ist. Die BADO dokumentiert alljährlich die Suchtprobleme sowie psychosozialen und gesundheitlichen Belastungen und biografischen Hintergründe von Klientinnen und Klienten im Hamburger Suchthilfesystem.
Nur jede*r Vierte hat keine Glücksspiel-Schulden
Laut BADO -Dokumentation hatten rund drei Prozent der Klient*innen zum Zeitpunkt ihrer Betreuung einen Schuldenstand von über 100.000 Euro, bei weiteren knapp elf Prozent beliefen sich die Schulden auf eine Summe zwischen 50.000 und 100.000 Euro. Gar keine Schulden hatten lediglich 25 Prozent der in Hamburg betreuten Glücksspiel-Klientinnen und Klienten. Bei 13 Prozent war unklar, wie hoch ihre Schulden ausfielen.
Die absolute Höhe der Schulden allein, ohne die Einkommenssituation des einzelnen Klienten oder der Klientin zu kennen, beschreibt ihre finanzielle Belastung allerdings nur unzureichend. So kann ein*e arbeitslose*r Klient*in oder jemand mit niedrigem Einkommen und beispielsweise 5.000 Euro Spielschulden in einer schwierigeren Lage sein als eine andere Person mit deutlich höheren Schulden, aber gleichzeitig guten bzw. stabilen Einkommensverhältnissen. Aufschluss gibt eine Erhebung in der BADO, wie häufig bei den betreuten Fällen eine Schuldenregulierung notwendig bzw. durchgeführt wurde. Laut BADO war im Erhebungsjahr 2023 bei 13 Prozent der wegen Glücksspielproblemen betreuten Personen eine Schuldenregulierung erforderlich. In weiteren knapp 40 Prozent wurde die Schuldenregulierung schon eingeleitet und in etwa 8 Prozent waren die Schulden bereits erfolgreich reguliert worden.
Massive psychische Belastungen
Es sind jedoch bei weitem nicht ausschließlich finanzielle Probleme, die die Glücksspiel-Klienten und -Klientinnen belasten. 33 Prozent von ihnen schätzen ihre psychische Belastung als „erheblich“ ein, etwa vier Prozent sogar als „extrem“. Innerhalb dieser Gruppe der psychisch erheblich bzw. extrem belasteten Klientinnen und Klienten zeigen sich ganz unterschiedliche (psychische) Auffälligkeiten. Am häufigsten berichten die Fachkräfte darüber, dass ihre Glücksspiel-Klientinnen und Klienten unter den folgenden Auffälligkeiten leiden: Nervosität/Unruhe, mangelnde Impuls- bzw. Affektkontrolle, überhöhte Selbsteinschätzung und depressive Stimmung. Insbesondere die Anzeichen „Mangelnde Impuls- bzw. Affektkontrolle“ und „Überhöhte Selbsteinschätzung“ sind bei Menschen mit Glücksspielabhängigkeit stärker ausgeprägt als bei anderen Klient*innen.
Gewalterfahrungen und Suizidversuche
Die hohe Belastung der Glücksspiel-Klientinnen und Klienten spiegelt sich auch in Berichten über Gewalterfahrungen und Suizidversuche. So hat die Hälfte von ihnen in ihrem Leben körperliche Gewalt erfahren. Sexuelle Gewalt haben knapp 38 Prozent der wegen ihrer Glücksspielprobleme behandelten Frauen erfahren, unter den männlichen Klienten liegt dieser Prozentsatz bei etwa der Hälfte (knapp 19 Prozent).
Fast elf Prozent der Glücksspiel-Klienten und -Klientinnen haben in ihrem Leben schon einmal einen oder sogar mehrere Suizidversuche unternommen.
Die Basisdokumentation
Der aktuelle BADO-Bericht ist der 27. Jahresbericht in Folge. Darin enthalten sind auch ausgewertete Daten über Beratungen von Angehörigen und Menschen aus dem sozialen Umfeld der Konsument*innen. Den ganzen Bericht finden Sich hier.
Quelle:
BADO e.V. Martens, M., Neumann-Runde E. (2024). Suchthilfe in Hamburg Statusbericht der Hamburger Basisdatendokumentation 2024; Herausgeber: BADO e.V.; abrufbar unter www.bado.de