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Glücksspiele: eine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit

Glücksspiele: eine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit

In der renommierten Fachzeitschrift The Lancet wurde vor einigen Wochen ein Artikel veröffentlicht, der sich – passend zum Jahresbeginn – als Standortbestimmung zum Thema Glücksspiel eignet. Überschrieben ist der Text mit den (sinngemäß übersetzen) Worten „Es ist an der Zeit für eine gesundheitspolitische Reaktion auf Glücksspiele“. Der Artikel liest sich wie eine Art „Weckruf“, endlich etwas gegen die weitere Verbreitung von Glücksspielen (und die bekannten Auswirkungen) zu unternehmen. Denn: Glücksspiele sind keine Freizeitbeschäftigung wie jeder andere auch, heißt es dort, sondern eine „Gefährdung der öffentlichen Gesundheit“. Gleichzeitig handele es sich bei Glücksspielen um ein in vielen Ländern eher vernachlässigtes Thema, das auch in wissenschaftlichen Studien nicht ausreichend berücksichtigt würde. Dabei steige die Ausbreitung von Glücksspielen, global gesehen, sogar noch.

Glücksspiele: grenzenlos und digital

Erschwerend kommt hinzu: Die Glücksspiel-Welt wird immer digitaler und nationale Grenzen spielen eine viel geringere Rolle als früher. Die Grenzen zwischen Gaming („Computerspiele“) und Gambling („Glücksspiele“) lösen sich ebenfalls zunehmend auf. Das macht die Regulierung von Glücksspielangeboten äußerst kompliziert. Gleichzeitig nutzt die Glücksspiel-Industrie ihren Einfluss auf politische Prozesse und Regelungen. Immer wieder betont sie die Verantwortung des einzelnen Menschen für sein Handeln (und lässt notwendige politische Veränderungen dabei außer acht). Zu den Werbeaktivitäten von Glücksspielanbietern gehören heutzutage insbesondere Sponsoring und Werbung in Sozialen Medien.

Strengere Regulierung von Glücksspielen notwendig

 

Die Autor*innen des Lancet-Artikels fordern, das Thema Glücksspiele so ernst zu nehmen wie andere Bedrohungen der öffentlichen Gesundheit auch, zum Beispiel Rauchen oder Alkohol. Viel zu lange hätten Regierungen sich auf (zu) einfache Ansätze verlassen, indem sie insbesondere an die persönliche Verantwortung der Spielenden appellierten. Stattdessen müsse man Glücksspiele strenger regulieren und den Zugang zu Glücksspielen deutlich stärker einschränken – oder sogar verbieten. Gleiches gelte für Glücksspiel-Werbung sowie für Marketing und Sponsoring für Glücksspiele. Außerdem fordern die Autorinnen des Artikels:
• einen starken Spieler- und Jugendschutz
• Kampagnen, die für die Schäden durch Glücksspiele zu sensibilisieren
• vorgeschriebene Limits bei Glücksspiel-Einsätzen
• eine stärkere Regulierung von Glücksspiel-Angeboten entsprechend ihres Risikopotenzials
Inwieweit diese Forderungen in den einzelnen Ländern dieser Erde ausreichend erfüllt werden, lässt der Artikel offen, zu unterschiedlich sind schließlich die Glücksspiel-Regulierungen in den verschiedenen Ländern und Regionen.

Deutschland: über 1,3 Millionen Menschen mit einer Glücksspiel-Störung

Und in Deutschland? Bei einer Standortbestimmung des Glücksspielmarkts hierzulande hilft ein Blick in den im vergangenen Jahr erschienenen „Glücksspielatlas Deutschland“. Dort ist unter anderem zu lesen, dass die Glücksspielindustrie in Deutschland äußerst umsatzstark ist, mit Spieleinsätzen von 44,1 Milliarden Euro allein im Jahr 2021. Besonders der Sportwettenmarkt wächst seit einigen Jahren kontinuierlich und produzierte im Jahr 2022 Bruttospielerträge in Höhe von 1,4 Milliarden Euro. Bruttospielerträge bei Glücksspielen sind die Einsätze der Spielenden abzüglich ihrer Gewinne. Es handelt sich bei den 1,4 Milliarden Euro also um die Nettoverluste der Spielenden – und das alleine auf dem Sportwettenmarkt. Noch höhere Bruttospielerträge erzielten – im gleichen Jahr – Geldspielautomaten (4,8 Milliarden Euro) und Lotterien (4,1 Milliarden Euro).

Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der Branche ist die intensive Werbung, die nicht nur zu hohen Umsätzen führt, sondern auch zukünftige Suchterkrankungen fördert. Bereits heute sind 1,3 Millionen Menschen in Deutschland von einer Glücksspiel-Störung betroffen. In den Familien und im Umfeld dieser Menschen leben wiederum Menschen, die von der Glücksspielstörung ebenfalls (mit) betroffen sind: Partner*innen, Familienangehörige, Freund*innen, Arbeitgeber*innen und Gläubiger*innen. 

Fazit: Glücksspiele sind weit verbreitet, global gesehen und auch in Deutschland. Wer zu viel und zu riskant spielt, kann die Kontrolle verlieren und eine Glücksspiel-Störung entwickeln. Im schwersten Fall – und öfters als viele glauben – entsteht daraus eine Abhängigkeit. In diesem Sinne sind Glücksspiele eine deutliche Gefährdung der öffentlichen Gesundheit. Es gibt also noch viel zu tun, um Spielende – nicht nur hierzulande – besser vor diesen Gefahren zu schützen.

Quellen:
The Lancet Public Health Commission on gambling. Wardle, Heather et al.. The Lancet Public Health, Volume 9, Issue 11, e950 - e994

Schütze, C., Kalke, J., Möller, V., Turowski, T., Hayer T. (2023). Glücksspielatlas Deutschland 2023: Zahlen, Daten, Fakten. Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung, Deutsche Hauptstelle für Sucht fragen, Arbeitseinheit Glücksspielforschung der Universität Bremen: Hamburg / Hamm / Bremen.

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