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Gedankliche Fehlschlüsse beeinflussen das Spielverhalten

Vielleicht kommt Ihnen der eine oder andere der folgenden Sätze bekannt vor – als Aussage von anderen oder eventuell auch als eigener Gedanke: „Nach der Pechsträhne von gestern muss es heute einfach klappen.“ Oder „Das war knapp. Jetzt hätte ich fast den Jackpot gewonnen.“ oder auch „So langsam habe ich den Automaten durchschaut.“
Bei allen drei Sätzen handelt es sich um typische Begründungen von Menschen, ihr Glücksspiel fortzusetzen, in Hoffnung auf einen unmittelbar bevorstehenden Gewinn. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich jedoch jede einzelne dieser Aussagen als Trugschluss. Denn die Pechsträhne vom Vortag hat keinerlei Einfluss auf zukünftige Gewinnchancen. Und „fast gewonnen“ ist auch verloren – dass man „näher“ an einem Gewinn war, ist reine Illusion. Auch bei der dritten Aussage handelt es sich um eine Fehlannahme: Der Ausgang von Automatenspielen ist wie bei jedem anderen reinen Glücksspiel ausschließlich vom Zufall abhängig und lässt sich vom Spielenden nicht steuern.

Ein häufiger Irrglaube: Eine Verlustserie erhöht die Gewinnchancen beim nächsten Spiel!

Expertinnen und Experten für Glücksspielsucht wissen: Solche gedanklichen „Fehlschlüsse“ können einen großen Einfluss auf das Spielverhalten von Menschen haben. Oft dienen sie als Rechtfertigung dafür, weiterzuspielen und bisherige Geldverluste auszublenden – etwa wenn aus einer Verlustserie geschlossen wird, dass dadurch die Gewinnchancen beim nächsten Spiel steigen.
Ein weiteres typisches Beispiel ist ein Geldspielautomat, der längere Zeit keinen Gewinn ausgeschüttet hat. Wer glaubt, dass dadurch ein Gewinn in greifbare Nähe rückt, irrt. Manche Menschen erhöhen in solchen Fällen ihren Einsatz sogar, dabei gilt auch hier: Ein Gewinn oder Verlust bei einem früheren Spiel wirkt sich in keiner Weise auf die aktuelle Spielrunde aus.

Glücksspiele sind vom Zufall abhängig – entweder ausschließlich oder überwiegend!

Grob lässt sich zwischen Glücksspielen unterscheiden, bei denen die Fähigkeiten des Spielenden überhaupt keine Rolle spielen (sogenannte reine Glücksspiele) und solchen, bei denen ein (zumeist geringer) Einfluss des einzelnen auf den Spielausgang besteht. Beispiele für die erstgenannte Gruppe sind Roulette oder Geldspielautomaten in Spielhallen / Gaststätten. Bei Automatenspielen wird deutlich, wie auch die Beschaffenheit eines Glücksspiels dazu beitragen kann, dass für den Spielenden der Eindruck entsteht, das Spielgeschehen beeinflussen zu können: Durch das Betätigen von Start- und Stopp-Taste wird suggeriert, man könne mitbestimmen, wie das Spiel ausgeht. Fachleute sprechen in so einem Fall auch von einer „Kontroll-Illusion“.

Riskant: Wenn die Beeinflussungsmöglichkeit von Glücksspielen überschätzt wird!

Bei der zweiten Gruppe von Glücksspielen kann der Spielausgang zwar durch Fachwissen oder Geschicklichkeit in geringen Maßen beeinflusst werden – er ist jedoch ebenfalls größtenteils vom Glück und damit vom Zufall abhängig. Und genau an diesem Punkt liegt das besondere Risiko dieser Glücksspiele, denn viele Spielende schätzen dabei das Verhältnis zwischen Zufall und eigener Beeinflussungsmöglichkeit falsch ein. Anders formuliert: Sie überschätzen ihren eigenen Anteil am Spielausgang und spielen zum Beispiel riskanter oder hören trotz hoher Verluste nicht auf.

Kennen Sie die Wahrscheinlichkeit eines Lotto-Gewinns?

Auch die Wahrscheinlichkeit von Spielausgängen wird oft falsch eingeschätzt. Wussten Sie beispielsweise, dass die Wahrscheinlichkeit, beim Lotto „Sechs Richtige“ zu tippen, bei 1:14 Millionen liegt? Die Chance auf „Sechs Richtige mit Superzahl“ liegt mit 1:140 Millionen übrigens noch einmal deutlich darunter.

„Ein Würfel hat kein Gedächtnis“: drei Regeln gegen gedankliche Fehlschlüsse!

Folgende Regeln können helfen, gedankliche Fehlschlüsse beim Glücksspiel zu vermeiden:
1. In den allermeisten Fällen sind die einzelnen Spielereignisse von Glücksspielen unabhängig voneinander. Ein Beispiel: Wenn jemand in einer Runde drei Sechsen würfelt, sinkt dadurch weder die Wahrscheinlichkeit für das gleiche Ergebnis in der nächsten Runde, noch steigt sie an. Ein guter Merksatz dazu lautet: Ein Würfel hat kein Gedächtnis.
2. Durch Start- und Stopp-Tasten bei Automatenspielen wird nur die Illusion einer Kontrolle des Spiels erzeugt. Wer häufiger oder regelmäßig an Geldspielautomaten oder Glücksspielautomaten spielt, hat bereits automatisch verloren – denn ein fester Anteil des Spieleinsatzes steht als Umsatz der Glücksspielanbieter bereits fest.
3. Auch wenn Sie sich zum Beispiel gut mit Sport auskennen oder sich für eine gute Pokerspielerin bzw. einen guten Pokerspieler halten – Ihre Einflussmöglichkeiten sind meist geringer als Sie denken.

Rechtzeitig aussteigen!

Die beste Möglichkeit, Kontrolle über Glücksspiele zu bekommen, besteht in einer kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Spielverhalten. Expertinnen und Experten aus Hamburg beraten Sie persönlich – telefonisch oder vor Ort.

Ein Wissenstest der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gibt Ihnen einen Überblick darüber, wie gut Sie beim Thema Glücksspiel Bescheid wissen.

Siehe auch:

http://www.gluecksspielsucht.uni-bremen.de/gluecksspielmythen.html
https://gluecksspiel.uni-hohenheim.de/fileadmin/einrichtungen/gluecksspiel/Forschung/Praevention_und_Frueherkennung_von_Gluecksspielsucht_Endversion.pdf

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