Auch Sportwetten können zum riskanten Glücksspiel werden!
Anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2014 rät die Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS) zum bedachten Umgang mit Sportwetten!
Schon seit Wochen ist ganz Deutschland im Fußballweltmeisterschaftsfieber. Da ging eine Nachricht über einen Wettskandal im Vorfeld der letzten WM (2010) fast unter. Das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL berichtete über einen vertraulichen Bericht des Welt-Fußballverbands FIFA, in dem von mindestens fünf manipulierten Spielen im Jahr 2010 die Rede sein soll.
Schiebereien auf dem Fußballplatz? Alles andere als sportlich!
Wie eine solche Spielmanipulation ablaufen kann, ist bekannt: So erhält zum Beispiel der Schiedsrichter Geld dafür, dass er bestimmte Spielereignisse pfeift, zum Beispiel ein Handspiel. Andere haben vorher auf ein Handspiel getippt und gewinnen dann ihre Wette. Wir erinnern uns: Vor einigen Jahren wurde auch die deutsche Bundesliga durch Korruptionsskandale dieser Art erschüttert.
Manipulierte Fußballspiele treffen den Sport in seinem Kern – denn sie sind gegen sportliche Grundwerte wie Fairness und sportlichen Wettbewerb gerichtet. Schließlich sollte doch die bessere Mannschaft gewinnen – unbeeinflusst durch manipulierende Machenschaften im Hintergrund.
Um Schiebereien auf dem Platz möglichst zu verhindern, ist im aktuellen Glücksspieländerungsstaatsvertrag (GlüÄndStV) ein Passus enthalten, der eine strikte Trennung zwischen Sportveranstaltern und Wettanbietern verlangt. Dort heißt es: „Die Veranstaltung und Vermittlung von Sportwetten muss organisatorisch, rechtlich, wirtschaftlich und personell getrennt sein von der Veranstaltung oder Organisation von Sportereignissen und dem Betrieb von Einrichtungen, in denen Sportveranstaltungen stattfinden. Beteiligte, die direkt oder indirekt auf den Ausgang eines Wettereignisses Einfluss haben, sowie von diesen Personen beauftragte Dritte, dürfen keine Sportwetten auf den Ausgang oder den Verlauf des Sportereignisses abschließen, noch Sportwetten durch andere fördern.“
Jeder siebte Klient in Hamburg wegen Sportwetten in Behandlung
Auf den Ausgang eines Fußballspiels zu tippen, macht vielen Menschen Spaß. Gerade jetzt zur Fußballweltmeisterschaft wird vielerorts getippt und gewettet. In den allermeisten Fällen handelt es sich dabei um harmlose Wettspiele, zum Beispiel im Kollegen- oder Freundeskreis. Doch Sportwetten können auch zum riskanten Glücksspiel werden. Nur zu gut wissen das jene Menschen, die in einer Beratungsstelle ambulant betreut werden, weil sie die Kontrolle über das Wetten verloren haben. Bei immerhin 13 Prozent, also bei etwas mehr als jedem siebten aller in Hamburg ambulant betreuten Klientinnen und Klienten, stehen Sportwetten im Vordergrund ihrer Problematik.
Auch Sportkenner tippen oft daneben
Manche Menschen bestreiten, dass Sportwetten überhaupt Glücksspiele sind. Schließlich komme es doch vor allem darauf an, ob jemand Wissen über die jeweilige Sportart habe oder über Hintergrundinformationen verfüge. Auf sein Glück müsse sich doch nur jemand verlassen, der keine Ahnung zum Beispiel von Fußball habe, so die Zweifelnden.
Und tatsächlich gibt es einen Unterschied zwischen Sportwetten und Glücksspielen, die vollständig vom Zufall abhängen (die man also nicht durch eigene Fähigkeiten oder Strategien beeinflussen kann), wie zum Beispiel Roulette. Fachleute bezeichnen Sportwetten deshalb auch als „Glücksspiele mit Kompetenzanteil“. Ausgerechnet dieser Kompetenzanteil (also der Einfluss von Wissen und Erfahrung auf den Spielausgang) macht Sportwetten aber für viele Menschen gleichzeitig besonders riskant: Sie überschätzen ihre Fähigkeit, den Ausgang eines Sportereignisses richtig zu tippen. Das führt dazu, dass sie höhere Beträge einsetzen oder immer weiterspielen anstatt rechtzeitig auszusteigen. Dabei blenden sie aus, dass auch Sportwetten nach dem Prinzip Glücksspiel funktionieren: Der Ausgang eines Spiels ist nicht vorhersagbar und nur wenige können gewinnen. Und die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen, ist – vor allem auf längere Sicht – sehr gering.
Unlängst konnte eine israelische Studie zeigen, dass die Erfolgsquoten von fußballkundigen Personen nicht höher waren als die von Menschen, die gar keine Kenntnisse von Fußball hatten.
Vorsicht wenn zunehmend mehr Zeit mit Sportwetten verbracht wird
„Damit Sportwetten nicht zum Risiko werden, sollten sie nur aus Unterhaltungsgründen abgeschlossen werden und nicht, um damit Geld zu verdienen. Sportwetten und andere Glücksspiele sollten auch immer nur eine Freizeitmöglichkeit unter vielen anderen sein und keinen zu großen Raum im Leben einnehmen“, rät Christiane Lieb, Geschäftsführerin der HLS. „Wer feststellt, dass Sportwetten oder andere Glücksspiele einen immer größeren Teil der verfügbaren Zeit in Anspruch nehmen, sollte das als ernstes Warnsignal sehen und auf die Bremse treten. Die Helpline Glücksspielsucht ist eine gute erste Anlaufstelle, um mit jemandem persönlich über das Thema Sportwetten und Glücksspiele zu sprechen.“ Spezielle Informationen zum Thema Sportwetten erhalten Sie außerdem in unserer gleichnamigen Rubrik.
Die Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS) wünscht allen eine saubere Fußballweltmeisterschaft 2014, schöne Spiele und natürlich einen bedachten Umgang mit Sportwetten.
Helpline Glücksspielsucht: 040 23934444
Montags - Donnerstags 10.00 - 18.00 Uhr, Freitags 10-15 Uhr (zum Ortstarif aus dem deutschen Festnetz). Die Helpline-Glücksspielsucht wird im Auftrag der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. betrieben vom LUKAS Suchthilfezentrum Hamburg-West.
Quellen:
http://www.spiegel.de/sport/fussball/fifa-report-berichtet-von-spielmanipulation-vor-der-wm-2010-a-972705.html
http://www.bado.de/dokumente/2012/BADO-Statusbericht%202012_www.pdf