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Selbsthilfe bei Glücksspielsüchtigen wirkt!

„Das hätte ich denen auch ohne Studie sagen können“ wird so mancher denken, der die Überschrift dieses Artikels liest. Denn inzwischen gibt es viele Menschen in Deutschland, die sich mit Unterstützung einer Selbsthilfegruppe von ihrer Glücksspielsucht befreit haben und die rückblickend sagen: „Ohne die Gruppe hätte ich es vielleicht gar nicht geschafft, vom Spielen loszukommen“.

Erfahrung in der Selbsthilfegruppe: Ein Spieler kann einem Spieler nichts vormachen

Einer, der diese Erfahrung auch gemacht hat, ist Michael, mit dem wir vor einiger Zeit ein Interview geführt haben. Über seine Besuche der Selbsthilfegruppe sagt er: „Hier konnte ich alles aufarbeiten und mich und meine Verhaltensmuster erkennen und letztendlich auch verändern. Vorher hatte ich mir und meinem Umfeld immer wieder etwas vorgemacht, so etwas durchschaut eine Gruppe aber sofort. Ich sage immer: Ein Spieler kann einem Spieler nichts vormachen.“

Bisher nur wenige Studien zur Wirksamkeit von Selbsthilfegruppen für Glücksspielsüchtige

Eine Selbsthilfegruppe wird – wie der Name es schon sagt – von den Betroffenen selbst organisiert und betreut. Professionelle Fachkräfte, zum Beispiel Therapeutinnen und Therapeuten, werden in diesem Feld nicht aktiv. Vielleicht ist das mit ein Grund dafür, dass es bis heute nur wenige Studien gibt, die die Wirksamkeit von Selbsthilfegruppen untersucht haben. Vor kurzem wurde jedoch in einer Fachzeitschrift eine Untersuchung veröffentlicht, bei der gleich mehrere Studien zu dem Thema ausgewertet wurden. Untersucht wurde jeweils, wie wirksam Besuche von Selbsthilfegruppen nach dem Prinzip der Anonymen Spieler sind. Nähere Informationen über die Ziele und das 12-Schritte-Programm der Anonymen Spieler finden Sie unter http://www.anonyme-spieler.org.

Selbsthilfe: kostengünstig und oftmals eine wertvolle Unterstützung

Weil sie insgesamt nicht viele belastbare Studien gefunden haben, sind die Verantwortlichen der Untersuchung in ihren Schlussfolgerungen zwar eher vorsichtig und verweisen darauf, dass es noch weiterer Forschung bedarf, um die Wirkweise der Selbsthilfe besser zu verstehen.

Sie heben jedoch hervor, dass es sich bei den Selbsthilfegruppen der Anonymen Spieler um ein besonders niedrigschwelliges und kosteneffektives Angebot handelt. Zudem haben sie Hinweise dafür gefunden, dass Spielerinnen und Spieler, die regelmäßig eine Selbsthilfegruppe aufsuchen, bessere Erfolge bei der Bewältigung ihrer Glücksspielsucht vorweisen können als andere, die diese Erfahrungen nicht gemacht haben. Erfolg bedeutet in diesem Fall: längere Phasen der Abstinenz und eine höhere berichtete Lebensqualität bei denjenigen, die eine Selbsthilfegruppe besucht hatten.

Selbsthilfe und Therapie: die Kombination macht's

Und auf ein weiteres interessantes Ergebnis stieß das Forschungsteam: Besonders erfolgversprechend ist die Selbsthilfe, wenn sie mit anderen Maßnahmen kombiniert wird. So zeigte sich bei Menschen, die zusätzlich zu ihrer Selbsthilfegruppe ein Stressbewältigungsprogramm absolvierten eine Verbesserung ihrer Gesamtsituation: Ihre Lebenszufriedenheit stieg, sie berichteten über weniger Niedergeschlagenheit und Angst und schliefen länger.

Auch eine zusätzliche Psychotherapie macht sich oft bezahlt: Teilnehmende, die regelmäßig eine Selbsthilfegruppe besuchten und außerdem noch eine Verhaltenstherapie machten, spielten in der Folge an weniger Tagen und wiesen weniger typische Symptome einer Glücksspielsucht auf als Menschen, die ausschließlich eine Therapie machten oder ausschließlich auf die Selbsthilfe setzten. In der Kombination mit anderen Maßnahmen entfaltet die Selbsthilfe also ihr volles Potential.

Auch in Hamburg gibt es mehrere Selbsthilfegruppen zu Glücksspielsucht. Einen Überblick und weitere Hilfeangebote finden Sie hier. In jedem Fall gilt: Je früher sich jemand Hilfe sucht – ob in einer Selbsthilfegruppe und/oder über ein professionelles Beratungsangebot in einer Suchtberatungsstelle – desto größer sind die Chancen auf eine Besserung der Lebenslage.a


Quelle:
Andrée Schuler, Peter Ferentzy, Nigel E. Turner, Wayne Skinner, Kathryn E. McIsaac, Carolyn P. Ziegler, Flora I. Matheson. Gamblers Anonymous as a Recovery Pathway: A Scoping Review. Journal of Gambling Studies, 2016; DOI: 10.1007/s10899-016-9596-8

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