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Glücksspiele in Deutschland: drei Fragen zum Jahresende

Welche aktuellen Entwicklungen gibt es auf dem deutschen Glücksspielmarkt? Welche Bevölkerungsgruppen sind besonders gefährdet, ein problematisches Spielverhalten zu entwickeln? Und mit welchen Veränderungen ist in naher Zukunft zu rechnen – sowohl beim Spielangebot als auch bei der Regulierung von Glücksspielen? Der Jahreswechsel ist eine gute Gelegenheit, sich diesen grundsätzlichen Fragen zu widmen.

Welche aktuellen Entwicklungen gibt es auf dem Glücksspielmarkt?

Die Zahl der Menschen, die Glücksspielen nachgehen, ist laut einer Untersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zwar gesunken. Der Anteil derjenigen, die problematisch oder bereits pathologisch spielen, ist dagegen in etwa gleich geblieben und liegt nach wie vor bei knapp unter einem Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland.

Auf dem „regulierten deutschen Glücksspielmarkt“ (ausgenommen hiervon sind Soziallotterien, Sportwetten und Online-Glücksspiele) war zuletzt (im Jahr 2014) ein Umsatzplus zu verzeichnen. Der Gesamtumsatz liegt jetzt bei fast 35 Milliarden Euro pro Jahr.

Auch für den Sportwettenmarkt geht es nach oben: Für das laufende Jahr (2016) wird eine Steigerung der Umsätze vorhergesagt. Im Jahr 2015 wurden noch 4,8 Milliarden Euro eingesetzt, in 2016 könnten es 300 Millionen Euro mehr sein. Ganze 5,1 Milliarden Euro wären dann also bei Sportwetten in Deutschland „im Spiel“.

Viele Anbieter von Sportwetten profitieren davon, dass die im Glücksspieländerungsstaatsvertrag (GlüÄndStV) geplanten 20 Sportwettkonzessionen nicht vergeben wurden. Im vergangenen Jahr hatte der Hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel die im GlüÄndStV festgeschriebene Vergabe von Lizenzen für Sportwettanbieter für unrechtmäßig beschieden. (Mindestens) bis zum Inkrafttreten eines neuen Glücksspielstaatsvertrages werden die Sportwettanbieter ihr Geschäft also weiter betreiben.

Automatenspiele machen nach wie vor den größten Anteil am Umsatzkuchen aus, gefolgt von Angeboten des Deutschen Lotto- und Totoblocks. Bei Online-Glücksspielen ist ein Überblick dagegen so gut wie gar nicht möglich. Sie sind (mit Ausnahme weniger Angebote, die vorübergehend in Schleswig-Holstein eine Konzession erhalten haben) verboten, agieren meist aus dem Ausland und entziehen sich auf diese Weise einer Regulierung (und Besteuerung) in Deutschland. Auch der Jugend- und Spielerschutz ist im World Wide Web sehr erschwert bis kaum umsetzbar.

Eine weitere Herausforderung besteht zudem darin, dass immer mehr neue Spielformen auf den Markt drängen. Zum Beispiel Wetten auf „eSport-Ereignisse“. Das Prinzip entspricht dem klassischer Sportwetten, nur dass es statt um Fußball oder Basketball um Computer- bzw. Videospiele geht. Je nach Spielvariante treten Teams oder einzelne Spieler gegeneinander an – vor Zuschauern versteht sich. Und wie beim „echten“ Sport auch, gibt es Menschen, die auf den Ausgang der Spiele wetten. Einer Schätzung nach soll der weltweite Wetteinsatz im Jahr 2020 bereits bei 23,35 Milliarden Dollar liegen.

Wer ist besonders gefährdet?

Nach wie vor nehmen deutlich mehr Männer als Frauen an Glücksspielen teil. Und auch unter jenen, die die Kontrolle über ihr Spielen verloren haben und sich in einer Beratung oder Therapie befinden, ist der Männeranteil sehr hoch. Aktuell liegt er bei etwa 88 Prozent der Menschen, die sich wegen Spielproblemen in einer suchttherapeutischen Behandlung befinden.

Bereits bei männlichen Jugendliche zeigt sich eine stärkere Neigung zu Glücksspielen als bei gleichaltrigen Mädchen. Das hat unter anderem die SCHULBUS-Studie in diesem Jahr klar ergeben. Weitere Risikogruppen: Jüngere und Männer mit Migrationshintergrund. Zudem zeigen sich je nach Glücksspielart unterschiedliche Risiken. Zwar kann jedes Glücksspiel süchtig machen. Beispielsweise mit Automatenspielen und Sportwetten ist jedoch ein besonders hohes Risiko verbunden, ein problematisches Spielverhalten zu entwickeln.

Was ändert sich in naher Zukunft?

Auch ohne Kristallkugel lässt sich die sichere Prognose treffen, dass das Ringen um eine neue Fassung des Glücksspielstaatsvertrages im nächsten Jahr in eine neue Runde gehen wird. Wann die neue Fassung vorliegen wird, lässt sich heute jedoch noch nicht sagen. Spannend dürfte es auch werden, wenn in 2017 die Konzessionen für die Spielhallen auslaufen und bei der Verlängerung bzw. Neuausstellung die geforderten Mindestabstände (sowohl zwischen Spielhallen als auch zwischen Spielhallen und Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche betreut werden) eingehalten werden sollen.

Eines ist leider sicher: Auch im Jahr 2017 werden die Anbieter von Glücksspielen sich wieder einiges einfallen lassen, um möglichst viele Menschen an ihre Spiele zu binden. Besonders innovativ sind dabei Unternehmen, die mit Glücksspielen im Internet ihr Geld verdienen. Die Spielformen werden sich weiter verändern, viele Angebote werden auf den ersten Blick gar nicht als Glücksspiele zu erkennen sein.

Umso wichtiger ist es, Menschen über die Systematik und die Risiken von Glücksspielen aufzuklären.

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern erholsame Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr 2017!



Quellen:
http://akspielsucht.de/wp-content/uploads/2016/05/Fiedler.pdf

https://globenewswire.com/news-release/2015/08/19/761887/10146600/en/Eilers-Research-Releases-White-Paper-on-eSports-Betting-Industry.html

Wiener Zeitschrift für Suchttherapie; Themenschwerpunkt: Pathologisches Glücksspiel und pathologischer PC-/Internet-Gebrauch: Behandlung, Ziele und Methoden der Prävention; Gastherausgeber: Bernd Sobottka, Holger Feindel (Hrsg.), ISSN 2190-443X

Meyer, G. (2015): Glücksspiel – Zahlen und Fakten. In: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.): Jahrbuch Sucht 2015. Lengerich: Pabst.

Haß, Wolfgang & Lang, Peter (2016). Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland. Ergebnisse des Surveys 2015 und Trends. Forschungsbericht der BZgA. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

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