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Online-Glücksspiele: Wie bekommt man die Risiken in den Griff?

Online-Glücksspiele: Wie bekommt man die Risiken in den Griff?

Das Internet hat die Welt verändert. Zum Einkaufen muss man nicht mehr unbedingt vor die Tür gehen. Einfach im Internet auswählen, was man haben möchte und schon kommt das Gewünschte zu einem nach Hause. Gleiches gilt für Online-Glücksspiele: Wer um Geld spielen möchte, muss dafür heutzutage keine Automatenhalle oder Spielbank mehr aufsuchen. Die virtuellen Varianten von Casino- oder Automatenspielen sind nur ein paar Klicks entfernt – und auch mobil erreichbar, 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche. Zwar sind Online-Glücksspiele in Deutschland verboten. Für die Spielenden ist es jedoch ein Leichtes, auf die Seite eines Glücksspielangebots zu kommen, das aus einem anderen Land betrieben wird.

Spielerschutz im World Wide Web

Verständlich, dass sich Suchtfachleute schon seit Längerem fragen, wie Spielerinnen und Spieler wirkungsvoll vor den Risiken geschützt werden können, die mit Online-Glücksspielen verbunden sind. Spielerschutzmaßnahmen aus der „realen“ Welt, wie beispielsweise das Sperrsystem im konzessionierten Glücksspiel oder Auflagen in Spielhallen (zum Beispiel Alkoholverbot oder festgelegte Maximalgewinne und -verluste pro Stunde), kann man verständlicherweise nicht so einfach auf das Spieleangebot im Internet übertragen.

Lässt sich das Glücksspielwesen im World Wide Web überhaupt bändigen? Ja, es gibt Regelungen, die die Risiken von Online-Glücksspielen zumindest eindämmen können. Das ist das Ergebnis einer Arbeit von Ursina Willi, einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin der Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für den Lotterie- und Wettmarkt in der Schweiz. Sie hat untersucht, wie wirksam Spielerschutzmaßnahmen im Internet sind und dafür verschiedenste Studienbefunde zusammengetragen.

In der Schweiz ist manches anders

Während Online-Glücksspiele in Deutschland (mit Ausnahme von einigen in Schleswig-Holstein vergebenen Konzessionen für Online-Casinos) verboten sind, werden sie in der Schweiz von zwei Lotteriegesellschaften betrieben und demnächst dürfen auch Casinos in der Schweiz ihre Spiele online anbieten. Weiterhin bleibt verboten, an Internet-Glücksspielen ausländischer Anbieter teilzunehmen. Es gibt also regulierte Online-Glücksspielangebote in der Schweiz.

Wie geht Spielerschutz im Internet und was wirkt?

Zu den Maßnahmen, die riskantes Spielverhalten im Internet erfolgreich einhegen können, zählen laut der Untersuchung von Frau Willi beispielsweise zeitliche und finanzielle Limits, die sich die Spieler und Spielerinnen setzen können. So konnte in einer Studie gezeigt werden, dass einige Spielende von dieser Möglichkeit Gebrauch machten und sie in der Folge dann auch tatsächlich weniger Geld verspielten. Andere Untersuchungen bestätigen diese Tendenz. Gleiches gilt für zeitliche Limits: Diese führten in Studien dazu, dass die Teilnehmenden kürzer spielten und weniger Geld für die Spiele ausgaben.

Limits: freiwillig oder verpflichtend?

Sowohl zeitliche als auch finanzielle Limits werden von den Spielenden durchaus akzeptiert – allerdings nur unter einer Voraussetzung: Es soll nämlich ihrer Ansicht nach dem einzelnen Spieler bzw. der einzelnen Spielerin selbst überlassen werden, ob er bzw. sie die Limit-Option wählt wird oder nicht. Im Klartext heißt das: Limits ja, aber nur freiwillig. Begründet wird diese Auffassung unter anderem damit, dass das verfügbare Spielgeld von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sei und man deshalb nicht von vorneherein eine bestimmte Summe festlegen könne. Andererseits: Ist überhaupt zu erwarten, dass sich Spieler und Spielerinnen selbständig für ein Limit entscheiden, insbesondere jene mit einem bereits ausgeprägten Suchtverhalten? Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass diese Gruppe eher klein sein dürfte und beruft sich dabei ebenfalls auf eine Studie. Einen effektiveren Schutz böten nach ihrer Ansicht verpflichtende und keine freiwilligen Zeit- und Geld-Limits.

Auf die Person zugeschnittene Botschaften könnten helfen

Eine gute Wirkung zeigten eingeblendete Botschaften, die den Spielenden ein persönliches Feedback über ihr Spielverhalten geben, zum Beispiel dazu, wie viel Zeit sie bereits mit dem Spielen verbracht und welche Geldsummen sie schon aufgewendet haben.

Auch eine Einordnung, wie „normal“ das Spielverhalten ist, zum Beispiel in punkto „Spieleinsätze“, hat offenbar einen Effekt. In diesem Fall wird dem bzw. der Spielenden per Pop-Up-Botschaft eingeblendet, wie hoch seine bzw. ihre Einsätze im Vergleich zu anderen Teilnehmenden sind. Hintergrund: Viele problematische Spielerinnen und Spieler schätzen ihren Umgang mit Glücksspielen als „normal“ ein, selbst wenn sie deutlich über dem Durchschnitt liegen. Diese Einschätzung wird durch den – vom Computer berechneten – direkten Vergleich mit anderen also korrigiert. Und eine Reihe der so Angesprochenen spielt danach offenbar tatsächlich weniger.

Eine weitere Möglichkeit: Man könnte auch auf die Spiele selbst einwirken und beispielsweise vorschreiben, dass im Demomodus keine zu hohen Gewinne dargestellt werden dürfen oder dass nach jedem Gewinn eine Spielpause stattfinden muss. Auch solche Maßnahmen können laut der Autorin das Spielverhalten positiv beeinflussen. Gleichzeitig weist sie jedoch darauf hin, dass noch viel geforscht werden muss, um genauer herauszufinden, was im Umgang mit Spielrisiken im Internet hilft.

Fazit: Spielerschutz im Internet ist und bleibt ein schwieriges Unterfangen. Die Übersicht der Schweizer Autorin zeigt aber, dass es Möglichkeiten gibt, auch online auf Spielende einzuwirken – auch wenn die bisherigen Maßnahmen noch nicht ausreichen, um tatsächlich von „Spielerschutz im Internet“ zu sprechen. Dabei kommt es weniger auf einzelne als eher auf ein Gesamtpaket von Strategien an, um Spielerinnen und Spieler im Netz wirkungsvoll schützen zu können. Und: Solche Maßnahmen könnten natürlich Menschen helfen, die regulierte Online-Glücksspiele spielen – illegale Angebote entziehen sich diesen Regelungen. Umso wichtiger ist es, dass Spielerinnen und Spieler gut über die Spielrisiken Bescheid wissen. Informationen gibt es beispielsweise unter Online-Glücksspiele.

 

Quelle:

Willi, Ursina (2017). Online-Geldspiel: Wirksamkeit von Sozialschutzmaßnahmen in SuchtMagazin 6/2017. Dossier: Konsum, Prävention, Behandlung.

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