Glücksspiele in Deutschland: Aktuelle Zahlen und Trends
Wie viele Geldspielautomaten gibt es in Deutschland? Wie hoch ist der Umsatz, den die Glücksspielindustrie mit Automatenspielen & Co. macht? Und: Wie viele Menschen in unserem Land haben die Kontrolle über ihr Spielverhalten verloren? Antworten auf diese und andere Fragen gibt das Jahrbuch Sucht 2015, das vor kurzem erschienen ist.
Umsätze auf dem deutschen Glücksspielmarkt weiterhin hoch
33,4 Milliarden Euro betrug im Jahr 2013 der Umsatz der Glücksspielindustrie – wenn man nur die legalen Spielangebote einbezieht. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das für die Anbieter von Glücksspielen ein Umsatzplus von 0,9 Prozent. Die meisten Einnahmen werden mit gewerblichen Geldspielautomaten verbucht. Hier lag der Gesamtumsatz bei 19,1 Milliarden Euro – zwar geringfügig weniger als im Jahr davor, dennoch immer noch das größte Tortenstück des Glücksspielmarktes: 57 Prozent.
Automatenspiele bringen viel Geld ein – allerdings nur den Anbietern!
Der Bruttospielertrag (Summe der Spieleinsätze abzüglich der ausgezahlten Gewinne) bei den Automaten betrug 4,37 Milliarden. Interessant ist dieser Wert auch im „historischen" Vergleich. Denn wie der Autor des Glücksspiel-Kapitels im Jahrbuch Sucht, der renommierte Forscher Prof. Gerhard Meyer, verdeutlicht, ist seit der Novellierung der Spielverordnung im Jahr 2006 der Ertrag, den gewerbliche Geldspielautomaten einbrachten, um ganze 86 Prozent gestiegen, d.h. immer mehr Geld verbleibt bei den Anbietern!
263.000 Geldspielautomaten und 71 Spielbanken
Und wie viele Geldspielautomaten gibt es nun in deutschen Gaststätten und Spielhallen? Im Jahr 2013 waren es insgesamt 263.000, im Vergleich zum Jahr davor 2.000 weniger. Und noch mehr Zahlen: Es gibt 71 Spielbanken in Deutschland (ebenfalls Stand 2013), zusammen kommen sie auf einen Bruttospielertrag von 522 Millionen, der zum großen Teil aus dem Geschäft mit Automatenspielen stammt.
Weniger Nachfrage nach Glücksspielen in Deutschland ...
Vier von zehn Menschen in Deutschland haben in den letzten zwölf Monaten (vor der Befragung im Jahr 2013) an einem Glücksspiel teilgenommen. Dieses Ergebnis einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) wird ebenfalls im Jahrbuch Sucht aufgeführt. Damit ist der Bevölkerungsanteil mit „Glücksspielkonsum innerhalb des vergangenen Jahres“ zurückgegangen. Auch die Zahl der Menschen, die irgendwann im Laufe ihres Lebens schon einmal Erfahrungen mit Glücksspielen jeglicher Art gemacht haben, ist gesunken. Im Jahr 2013 lag dieser Anteil bei 79 Prozent.
… dafür Anstieg bei Automatenspielen
Ausgerechnet bei einer der riskantesten Glücksspielarten steigt allerdings die Nachfrage. Die Rede ist – mal wieder – von den gewerblichen Geldspielautomaten in Gaststätten und Spielhallen. Im Jahr 2007 berichteten 2,2 Prozent der Befragten in der BZgA-Studie, dass sie im Laufe des zurückliegenden Jahres an Automaten gespielt haben. In 2013 waren es dann schon 3,7 Prozent der Gesamtbevölkerung. Das sind in etwa 2 Millionen Menschen.
Die Kehrseite der Medaille: fast 800.000 Menschen mit einer Glücksspielproblematik
Hohe Umsätze bei den Anbietern von Glücksspielen: Die „Zeche“ zahlen die Spielerinnen und Spieler – vor allem jene, die ihren Umgang mit Glücksspielen nicht mehr steuern können. 362.000 Menschen in Deutschland zeigen ein problematisches Spielverhalten, weitere 436.000 Personen spielen pathologisch. Zu dieser besorgniserregenden Bilanz des Glücksspielwesens in Deutschland tragen in besonderem Maße die Automatenspiele bei, wie sich in Untersuchungen durchgehend zeigen lässt. So steht zum Beispiel bei Dreiviertel der Klientinnen und Klienten in ambulanten Suchtberatungsstellen das Spielen am Automaten im Vordergrund ihrer Problematik.
Hohe Schuldenstände am Ende einer „Spielerkarriere“
Von einer Karriere spricht man eigentlich, wenn es für jemanden aufwärts geht. Bei den oft als „Spielerkarriere“ bezeichneten Entwicklungen von Glücksspielern ist die Richtung allerdings (so gut wie immer) umgekehrt. Gerade pathologische Spieler jagen oft Spielverlusten hinterher – ein auswegloses Unterfangen, denn am Ende gewinnt doch immer der Automat oder die Bank. Und dem Glücksspieler bleibt neben oftmals zerrütteten Familienverhältnissen ein hoher Schuldenstand.
Etwa 17 Prozent der Menschen, die wegen ihres pathologischen Spielverhaltens in einer ambulanten Beratungsstelle betreut werden, haben mehr als 25.000 Euro Schulden. Gar keine Schulden haben nur 33 Prozent. Zum Vergleich: Bei KlientInnen, die aufgrund ihrer Alkoholabhängigkeit beraten werden, beträgt der Anteil schuldenfreier Personen 74 Prozent. Pathologisches Glücksspielen ist also in besonderem Maße mit hohen finanziellen Verlusten verbunden. Vor dem Hintergrund, dass einige Menschen wegen ihrer Spielsucht auch den Arbeitsplatz verloren haben, kann der Schuldenstand den Neustart erschweren. Deshalb gehört zu einer umfassenden Beratung auch eine Schuldnerberatung.
Beratung von problematischen Glücksspielern oft erfolgreich
Das Jahrbuch Sucht hat auch Erfreuliches zu vermelden. Bei 37 Prozent der ambulant betreuten Menschen verläuft die Beratung erfolgreich, bei weiteren 46 Prozent wird immerhin eine deutliche Verbesserung erzielt. Allerdings unter einer Bedingung: Es darf nicht zu einem vorzeitigen Abbruch der Beratung gekommen sein. Falls doch, ist die Prognose für die betreuten Klienten deutlich schlechter. Auf unserer Unterseite zu Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen in Hamburg finden Sie eine Liste mit entsprechenden, relevanten Angeboten.
Quelle:
Meyer, G. (2015): Glücksspiel – Zahlen und Fakten. In: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (Hrsg.): Jahrbuch Sucht 2015. Lengerich: Pabst.