Neues aus dem Labor: Glücksspieler sehen Muster wo gar keine sind!
„Viermal hintereinander rot, dann stehen doch jetzt alle Zeichen auf schwarz“: Sicherlich zunächst einmal nachvollziehbar, wenn ein Roulettespieler „im Eifer des Gefechts“ so denkt.
Eine Roulettekugel hat kein Gedächtnis
Und nicht nur Menschen mit einem problematischen Spielverhalten sind anfällig für solche Denkirrtümer, diese aber offenbar ganz besonders. Das hat jetzt eine Studie der Universität Konstanz (Deutschland) und der Clarkson University (Amerika) ergeben und damit bestätigt, was in Untersuchungen zuvor schon gezeigt werden konnte: Menschen, die gewohnheitsmäßig Glücksspiele spielen, neigen verstärkt dazu, Muster zu erkennen, wo gar keine sind – und sich auch in ihrem Verhalten davon leiten zu lassen. Denn ob in dem eingangs genannten Beispiel rot oder schwarz gewinnt, entscheidet einzig und allein: der Zufall. Für das Roulettespiel gilt der Satz „Eine Roulettekugel hat kein Gedächtnis“. Das soll heißen: Ein Spielereignis (Gewinn oder Verlust) ist nicht von vorausgehenden Spielereignissen abhängig. Es wird jedes Mal neu gemischt, geworfen oder gewürfelt.
Spielen regelmäßige Glücksspieler anders als andere?
In der deutsch-amerikanischen Studie wurde das Spielverhalten von 91 (gewohnheitsmäßigen) Glücksspielern mit dem von Gelegenheitsspielern verglichen. Allen Teilnehmenden an der Studie wurden zwei Glücksspielautomaten präsentiert. Ihre Aufgabe war es, in einer ganzen Reihe von Durchgängen jeweils zu sagen, welcher der beiden Automaten wohl einen Gewinn „ausspucken“ würde. Dabei unterschieden sich die Gewinnquoten der beiden Automaten allerdings deutlich voneinander: Bei dem einen lag sie bei 67 Prozent, der andere gewann in genau 33 Prozent der Fälle. Den Teilnehmern nannte man die Gewinnquoten nicht. Laut den Studienverantwortlichen hätten sie sich die unterschiedliche Erfolgswahrscheinlichkeiten der beiden Automaten im Laufe des „Spielens“ jedoch erschließen können.
Glücksspieler setzen verstärkt auf ihre Ahnungen
Die besten Chancen auf einen Gewinn hatten sie also, wenn man bei jedem Durchgang auf den „besseren“ Automaten setzte. Das haben die „seltenen Spieler“ in der Studie auch meist so getan. Nicht so die gewohnheitsmäßigen Spieler: Sie tippten sowohl auf den erfolgversprechenderen Automaten als auch auf den mit der selteneren Ausbeute – und zwar nach folgender Verteilung: In etwa 67 Prozent der Fälle wählten sie den erfolgreicheren Automaten, in 33 Prozent den anderen. Sie passten also ihre Tipps der Gewinnwahrscheinlichkeit der Automaten an und erzielten damit eine durchschnittliche Gewinnwahrscheinlichkeit von 55,6 Prozent (im Vergleich zu den möglichen 67 Prozent, wenn man durchgehend den erfolgreicheren Automaten wählt). Spätestens jetzt wird es vielen sicherlich zu mathematisch. Interessant ist jedoch, dass es den häufiger Spielenden „ferner lag“, einfach nur auf einen Automaten zu setzen. Stattdessen hielten sie es offenbar für vielversprechender, immer wieder den Automaten zu wechseln und damit ihren Ahnungen zu folgen.
Diagnose „Pathologisches Glücksspielen“?
Die Wissenschaft kennt noch weitere Denkirrtümer beim Glücksspielen. Mehr Infos dazu gibt es zum Beispiel hier. Wie schon zu Beginn gesagt: Man kann nicht von Denkfehlern automatisch auf ein problematisches Spielverhalten schließen, weil auch Nicht-Betroffene ihnen aufsetzen. Um herauszufinden, ob jemand mit Glücksspielen Probleme hat, sind zusätzliche Informationen notwendig. Wer mehr wissen will: Unter Spieler gibt es weitere Hinweise.
Quelle: Springer Science+Business Media. "Gamblers are more impulsive and 'see patterns' where there are none." ScienceDaily. ScienceDaily, 29 April 2015. <www.sciencedaily.com/releases/2015/04/150429100937.htm>.