Spielerschutz im World Wide Web – englische Wissenschaftler entwickeln Frühwarnsystem
Wie können Spielerinnen und Spieler wirkungsvoll vor den Risiken geschützt werden, die mit Online-Glücksspielen verbunden sind? Schon seit geraumer Zeit wird diese Frage von Fachleuten diskutiert. Eine zufriedenstellende Lösung ist bisher allerdings noch nicht in Sicht.
Wie kann Spielerschutz im Internet gelingen?
Die größte Herausforderung beim Spielerschutz im Internet: Wer im Internet um Geld spielt, tut dies meist alleine. Ein kritisches Spielverhalten fällt also erst einmal niemandem auf – anders als zum Beispiel in Spielbanken oder Spielhallen, in denen geschultes Personal eingreifen könnte. Zwar zeigen Praxistests, dass diese Form des Spielerschutzes von den Verantwortlichen in den Spielstätten oftmals nicht eingehalten wird. Aber immerhin ist dort die Möglichkeit gegeben, während beim Onlinespielen das Einschreiten theoretisch nur vom Computer selbst ausgehen könnte. Ein englisches Forschungsteam hat sich genau das zur Aufgabe gemacht und ein System entwickelt, mit dem bei Online-Glücksspielern ein kritisches Spielverhalten gemessen werden kann. Auf Basis dieser Messung könnten die Spielenden dann zum Beispiel eine warnende Meldung bekommen oder sogar automatisch gesperrt werden, wenn sie eine kritische Grenze überschreiten. Eine weitere Schutzmöglichkeit, die von den englischen Wissenschaftlern diskutiert wird: Personen, bei denen das Frühwarnsystem anschlägt, könnten eine Zeit lang von Glücksspielwerbung „verschont“ werden.
Frühwarnsystem deckt kritische Spielmuster auf
Mit künstlicher Intelligenz gegen die Risiken von Online-Glücksspielen vorgehen: Nach Aussage der Studienverantwortlichen ist man diesem Ziel mit dem Frühwarnsystem deutlich näher gerückt. Sie sprechen von einer Trefferquote von 87 Prozent. Das bedeutet: In 87 von 100 Fällen gibt das System zu Recht ein Warnsignal ab. Und so wurde das Frühwarnsystem entwickelt: Die Fachleute machten sich die Möglichkeit der freiwilligen zeitweisen Sperrung zunutze, die bei englischen Anbietern von Online-Glücksspielern besteht. Sie untersuchten zunächst das Spielverhalten von Menschen, die sich in der Vergangenheit freiwillig sperren ließen. Die kritischen Spielmuster, die einer Selbstsperrung vorausgingen, wurden zur Grundlage des neu entwickelten Computerprogramms: Das System zeichnet im Hintergrund das Spielverhalten auf und wenn sich ein (bekanntes) kritisches Muster zeigt, schlägt es Alarm.
„Automatisierter Spielerschutz“: vorerst Zukunftsmusik
Automatisierter Spielerschutz – ein schwieriges Unterfangen. „Lückenlos“ wäre eine solche Maßnahme sicherlich nicht umzusetzen. Denn Personen, die Online-Glücksspiele spielen, tun dies oft parallel bei mehreren Anbietern und könnten im Falle einer zeitweisen Sperrung einfach die Plattform wechseln. Sie könnten sich dafür eine andere Identität zulegen (zum Beispiel eines Familienangehörigen), eine weitere Lücke im Online-Spielerschutz. Und wie will man Unternehmen verpflichten (und überwachen), die ihr Geschäft illegal, meist aus dem Ausland, betreiben? Online-Glücksspiele sind in Deutschland verboten. Schon allein deshalb dürfte ein „automatisierter Spielerschutz“ hierzulande in nächster Zeit wohl kaum ernsthaft diskutiert werden. Auch der Datenschutz dürfte eine computerbasierte Lösung erschweren.
Frühwarnzeichen eines kritischen Spielverhaltens
Umso wichtiger ist es, über die Risiken von Online-Glücksspielen Bescheid zu wissen. Frühwarnzeichen können nicht nur von Computerprogrammen bemerkt werden, sondern natürlich auch von uns Menschen. Typische Anzeichen eines kritischen Spielverhaltens sind:
- Es wird gespielt, um negativen Stimmungen oder Problemen aus dem Weg zu gehen.
- Die betreffende Person lügt andere Menschen an, wenn es um das Ausmaß der Spielproblematik geht.
- Bei Versuchen, das Spiel zu begrenzen oder einzuschränken, treten innere Unruhe oder Gereiztheit auf.
Diese Liste ist natürlich längst nicht vollständig. Wer eine erste Rückmeldung zu seinem Spielverhalten haben möchte, kann einen Selbsttest auf folgender Seite durchführen: https://www.check-dein-spiel.de/test/selbsttest/. Hier finden Sie Beratungs- und Hilfsangebote in Hamburg.
Quelle:
Engineering and Physical Sciences Research Council (EPSRC). "Online gambling to get safer through better prediction of addiction." ScienceDaily. ScienceDaily, 23 October 2015. <www.sciencedaily.com/releases/2015/10/151023084506.htm>.