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Mobile Glücksspiele: Wenn das Handy zum Online-Casino wird

Mobile Glücksspiele: Wenn das Handy zum Online-Casino wird

Fachleute weisen regelmäßig darauf hin, dass bei der Entwicklung einer Abhängigkeit die sogenannte „Griffnähe“ eine wichtige Rolle spielt. Das Bier im Kühlschrank, die Zigarette in der Schublade: Alles was in Reichweite liegt, wird auch eher konsumiert. Gleiches gilt für Glücksspiele. Online-Glücksspiele sind aus diesem Grund mit einem besonderen Risiko verbunden: Sie sind nur ein paar Klicks entfernt und sind 24 Stunden am Tag erreichbar. Doch es gibt noch eine Steigerung: Mobile Glücksspiele.

Suchtklinik in England: Jeder Vierte hat Probleme mit mobilen Glücksspielen

Das Smartphone ist für viele Menschen ein ständiger Begleiter. Besonders Jugendliche verbringen viel Zeit mit den Geräten. Online-Glücksspiele können somit rund um die Uhr und an jedem Ort gespielt werden. Eine logische Folge dieser Entwicklung wäre eine vermehrte Zahl von Menschen, die abhängig sind von mobilen Glücksspielen. Eine Studie aus England hat diese Überlegung nun bestätigt – zumindest aus Sicht einer dort ansässigen größeren Klinik, an der Spielsucht therapiert wird. Immer mehr Menschen lassen sich dort behandeln.

Der Anteil der Menschen, die Probleme mit mobilen Glücksspielen haben, ist in den vergangenen Jahren ebenfalls deutlich gestiegen. In den Jahren 2012/2013 war etwa jede/r Vierte (24 Prozent) von „mobiler Glücksspielsucht“ betroffen. Vier Jahre später (2016/2017) liegt der Anteil schon bei 63 Prozent. Bei nahezu zwei Dritteln aller Behandlungsfälle gibt es demnach Probleme mit mobilen Glücksspielen.

Der Umgang mit mobilen Geräten muss neu gelernt werden

Eine satte Steigerung – und für die Therapeutinnen und Therapeuten (und natürlich auch für die Betroffenen) eine enorme Herausforderung. Smartphones und Tablets sind schließlich allgegenwärtig und werden oft auch für berufliche Zwecke eingesetzt – Abstinenz ist vor diesem Hintergrund nur schwer möglich.

Menschen, die Probleme mit mobilen Glücksspielen haben, müssen in der Therapie einen anderen Umgang mit dem Medium „Smartphone“ entwickeln. Zum Beispiel nach einer Ampel-Logik:
• Der Abruf von E-Mails oder das Führen eines Online-Kalenders bekämen dann zum Beispiel „grünes Licht“,
• in die „gelbe Kategorie“ fallen Seiten von Videoplattformen. Sie sind mit Vorsicht zu nutzen, denn dort kann einem zum Beispiel Werbung für Glücksspiele begegnen oder man kann sich anschauen, wie andere Leute zocken,
• Spiele aller Art sind für die Betroffenen tabu. Hier steht die Ampel ganz klar auf „rot“.

Gar nicht so einfach angesichts des eingangs beschriebenen Risikofaktors „Griffnähe“. Schließlich hat jedes Smartphone einen Browser, über den man zum Beispiel zu Online-Casinos in aller Welt gelangt.

In Deutschland spielen die allermeisten Onlinespieler zu Hause

Die Studie wurde nur an einer Klinik durchgeführt, ihre Ergebnisse sollten deshalb vorsichtig interpretiert werden. Allerdings erscheint es logisch, dass mit einem steigenden Verbreitungsgrad der Geräte das Problem „Mobile Glücksspielsucht“ an Bedeutung gewinnen dürfte, auch in Deutschland. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ermittelt regelmäßig das Glücksspielverhalten in Deutschland. Ihre jüngste Erhebung aus dem Jahr 2015 ergab, dass Online-Glücksspiele hierzulande zumeist am stationären Computer gespielt werden: Etwa vier von fünf Befragten (81,4 Prozent) sagten in der Befragung, dass sie zu Hause spielen. 13,2 Prozent spielen mit einem mobilen Gerät. Damit ist der Anteil gegenüber der Untersuchung vor zwei Jahren ungefähr gleich geblieben. Wie viele dieser mobil Spielenden ein problematisches Spielverhalten entwickelt haben, lässt sich aufgrund der Befragungsergebnisse leider nicht sagen (unter anderem weil die Zahl der Befragten zu gering ist, um einen entsprechend aussagekräftigen Wert zu ermitteln).

Mobile Glücksspiele stoßen in die Lücken des Alltags

Mobile Glücksspiele könnten von – insbesondere problematischen – Spielerinnen und Spielern verstärkt immer dann genutzt werden, wenn sie unterwegs sind oder gerade mal eine zeitliche Lücke in ihrem Alltag entsteht. Dieses Verhalten kennt man von Smartphonenutzerinnen und -nutzern auf der ganzen Welt. In der Bahn, beim Warten oder auch, wenn man von einem Ort zum anderen läuft: Das Handy ist immer griffbereit. Spielerinnen und Spieler legen dann kaum noch Pausen zwischen ihren Spielen ein – dadurch könnte ihr Abhängigkeitsrisiko deutlich steigen.

Fazit: Das Smartphone ist kürzlich zehn Jahre alt geworden. Die Glücksspielwelt ist längst in den mobilen Geräten angekommen und findet dort ihre Abnehmerinnen und Abnehmer. Die Kontrolle über das Spielverhalten kann im World Wide Web schnell verloren gehen. Informieren Sie sich über Online-Glücksspiele und testen Sie Ihr Spielverhalten.

Quelle: http://www.bbc.com/news/uk-england-41389820

 

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