Sportwetten - weit verbreitet und riskant
Sportwetten - weit verbreitet und riskant
Sportwetten boomen in Deutschland. Auch in Hamburg haben in den vergangen Jahren unzählige neue Wettbüros eröffnet. Ein Milliardengeschäft für die Anbieter – und ein Hauptstreitpunkt bei den Verhandlungen über den zweiten Glücksspieländerungsstaatsvertrag.
Dabei geht es um Steuereinnahmen und Spielerschutz – und darum, wie beide Ziele miteinander vereinbart werden können. Nachdem unter anderem Schleswig-Holstein angekündigt hat, der in der ersten Jahreshälfte ausgehandelten Fassung des Vertrages nicht zuzustimmen, bleibt unklar, wie Sportwetten zukünftig reguliert werden. Umso wichtiger, dass Spielerinnen und Spieler wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie Sportwetten abschließen. Denn Wetten auf Sportereignisse sind mit besonderen Risiken verbunden, die jeder kennen sollte.
Bei Sportwetten oft unterschätzt: der Zufall
Wahrscheinlich haben Sie das selber schon einmal erlebt: Sie haben in den Stunden vor einem wichtigen Fußballspiel – zum Beispiel bei einer Europa-oder Weltmeisterschaft – ein Bauchgefühl gehabt, wie das Spiel ausgehen wird. Und tatsächlich: Den konkreten Spielstand bei Abpfiff haben Sie vielleicht nicht „vorhergesehen“, aber Sie haben richtig getippt, welche Mannschaft gewinnen würde.
Nun gut, Sie kennen sich im Fußball ganz gut aus und/ oder haben eventuell auch in der Zeitung einiges darüber gelesen, wie gut oder schlecht die beiden Mannschaften drauf sind. Dass auch – und sogar in besonderem Maße – der Zufall für den Ausgang des Fußballspiels verantwortlich war (dass Sie also auch „zufällig“ richtig gelegen haben), daran denken Sie in so einem Moment vermutlich nicht. Dabei spielt der Zufall eine Hauptrolle für den Verlauf und das Ergebnis eines Spiels.
Ahnung von Fußball? Hilft bei Sportwetten nicht weiter
Das bestätigte auch ein wissenschaftliches Experiment, bei dem die Teilnehmenden auf die ersten zehn Fußballspiele der EM 2008 tippen sollten. Das Interessante dabei: Es traten Fußball-Expertinnen und -Experten gegen Personen an, die sich entweder weniger gut mit Fußball auskannten (Gruppe „Amateure“) oder gar keine Ahnung davon hatten (Gruppe „Laien“). Wenig überraschend: Das konkrete Spielergebnis wurde in den seltensten Fällen richtig getippt. Was jedoch einige verwundert hat: Alle drei Gruppen schnitten gleich schlecht ab. Es machte also keinen Unterschied, ob jemand Ahnung von Fußball hatte oder nicht.
Beim Tippen auf den Spielausgang („Welche Mannschaft gewinnt bzw. gibt es ein Unentschieden?“) war die Gewinnquote natürlich insgesamt höher – jedoch wieder bei allen drei Gruppen etwa gleich hoch: 4,16 von 10 Spielen tippten die Expert/-innen richtig, bei den Amateur/-innen waren es 4,6 und bei den Laien 4,62 richtig getippte Spiele. Sportkenntnisse helfen also nicht weiter, wenn es darum geht, eine Wette zu gewinnen. Genau das denken aber viele und setzen ihr Geld auf den Ausgang von Sportereignissen. Mit anderen Worten: Sie überschätzen ihr „Insider-Wissen“ und werden leichtsinnig – das Wissen wird quasi zum Risikofaktor.
Besonders riskant: Live-Wetten
Es gibt ein geflügeltes Wort unter Fachleuten für Glücksspielsucht, das sich auch auf Sportwetten anwenden lässt: „Schnelle Glücksspiele machen schnell abhängig“. Normalerweise ist der Geldspielautomat das klassische Beispiel für diesen Zusammenhang: Rasante Spiele, der Punktestand ändert sich ständig und der Gewinn kann (in der Regel) sofort ausbezahlt werden: eine Erklärung dafür, dass Geldspielautomaten ein hohes Suchtpotential haben. Das Pendant bei den Sportwetten ist die sogenannte „Live-Wette“, bei der während eines Spiels ein Tipp abgegeben wird – der Zeitdruck steigt dadurch enorm. Und weil sie schon einen Eindruck vom bisherigen Spielverlauf haben (und glauben, den Ausgang des Spiels zu kennen), überschätzen sich viele Menschen gerade bei Live-Wetten. Die Schnelligkeit und die Verkennung der eigenen Prognose-Fähigkeiten machen die Live-Wette besonders riskant. Dem trägt ebenfalls die seit Kurzem von einigen Wettanbietern eigenführte „Cash out“ bei.
Live-Wetten sind nur eingeschränkt zulässig. Live-Wetten auf das Endergebnis können zwar zugelassen werden, Wetten auf ein bestimmtes Ereignis (wie etwa auf einen Freistoß oder Elfmeter) sind dagegen ausgeschlossen. Durch diese Regelung soll nicht nur der Suchtfaktor von Live-Wetten gedämpft, sondern auch Korruption und unerlaubten Absprachen vorgebeugt werden.
Fazit: Sportwetten zählen zu den Glücksspielarten mit erhöhtem Gefährdungspotential – nicht zuletzt durch ihre hohe Verbreitung. An vielen Orten (nicht nur) in Hamburg und auch online lassen sich Wetten abschließen. Eine Reihe von Menschen verliert die Kontrolle über ihr Wettverhalten und entwickelt eine Abhängigkeit.
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