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Hamburger BADO-Studie: Glücksspielsüchtige Menschen leiden oft unter extremen psychischen Belastungen

Hamburger BADO-Studie: Glücksspielsüchtige Menschen leiden oft unter extremen psychischen Belastungen

Vor allem Menschen im mittleren Erwachsenenalter und deutlich mehr Männer als Frauen sind im Jahr 2021 im Hamburger Suchthilfesystem wegen einer Glücksspielproblematik betreut worden. Das geht aus dem kürzlich erschienenen Bericht der Hamburger „Basisdokumentation der ambulanten Suchthilfe“ (kurz BADO) hervor. Das exakte Durchschnittsalter einer wegen ihrer Spielprobleme betreuten Person lag bei 38,2 Jahren und damit deutlich niedriger als beispielsweise das mittlere Alter der „Alkoholklientel“ (47,6 Jahre) und gleichzeitig jünger als etwa die betreuten Cannabiskonsument*innen (28,7 Jahre).

Der Frauenanteil ist bei der betreuten Glücksspielklientel im Vergleich zu anderen Suchtformen am niedrigsten: Er liegt bei lediglich zehn Prozent der Hilfesuchenden. Üblicherweise variiert der Anteil betreuter weiblicher Personen im Hamburger Suchthilfesystem zwischen 23 und 27 Prozent (Ausnahme Alkohol: 36 Prozent).

Häufige Abhängigkeitserkrankungen im eigenen Elternhaus

Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung sind häufig in Familien aufgewachsen, in denen einer oder sogar beide Elternteile ebenfalls Suchtprobleme hatten. Das zeigt auch die aktuelle BADO-Erhebung. Nahezu die Hälfte aller im Hamburger Suchthilfesystem behandelten Klient*innen (47,4 Prozent) berichten von Suchtproblemen mindestens eines Elternteils. Bei Menschen mit Glücksspielproblemen ist dieser Anteil zwar niedriger (und auch von allen Suchproblematiken am niedrigsten), allerdings liegt er bei immerhin knapp 33 Prozent (!). Das bedeutet: Jede*r Dritte, der*die im Jahr 2021 in Hamburg wegen Glücksspielproblemen behandelt wurde, ist in einem suchtbelasteten Elternhaus aufgewachsen.

Bedingen sich oft gegenseitig: Sucht und Gewalt

Überhaupt belegen die BADO-Daten, mit welcher „Lebens-Hypothek“ Menschen belastet sind, die wegen einer Glücksspielproblematik betreut werden. Knapp die Hälfte von ihnen (47 Prozent) hat in ihrem bisherigen Leben körperliche Gewalt erfahren. Von sexueller Gewalt berichteten über die Hälfte der Glücksspielklientinnen (54,5 Prozent) sowie knapp jeder siebte Mann (15,7 Prozent), der wegen Spielproblemen betreut wurde. Selber Gewalt ausgeübt hat ungefähr jeder fünfte Glücksspielklient, während es praktisch keine (im Hamburger Suchthilfesystem betreuten) Glücksspielklientinnen gibt, die über eigene Gewalttätigkeit berichteten.

Das sind für sich genommen hohe und dadurch bedrückende Zahlen. Im Vergleich zu Menschen mit anderen Suchtformen fallen die jeweiligen Prozentwerte jedoch fast durchgehend am geringsten aus. Besonders ausgeprägt sind Gewalterfahrungen und auch Berichte über eigene Gewalttaten bei Menschen mit einer Opioidabhängigkeit.

Jede*r Fünfte hat mehr als 25.000 Euro Schulden

Vier von zehn Glücksspielklient*innen im Hamburger Suchthilfesystem haben mindestens eine Fachhochschulreife. Damit ist der Anteil der Menschen mit einem hohen Bildungsabschluss – im Vergleich zu Klient*innen mit einer anderen Suchterkrankung – in dieser Gruppe am höchsten. Rund 13 Prozent der Glücksspielklient*innen haben einen akademischen Abschluss. Mit Ausnahme der Alkoholklientel liegt der Akademiker*innen-Anteil bei allen anderen Suchtformen deutlich darunter.

Abermals belegen die BADO-Daten, dass Menschen mit Spielproblemen oftmals mit hohen Schulden zu kämpfen haben. Dreiviertel von ihnen sprechen davon, dass Verschuldung für sie ein relevantes Thema ist. Bei mehr als einem Fünftel übersteigt der Schuldenstand sogar einen Wert von 25.000 Euro. Solche Daten sind angesichts einer Abhängigkeitserkrankung, bei der die Kontrolle über Spieleinsätze verloren geht, zwar nicht weiter verwunderlich. Sie zeigen jedoch gleichzeitig, dass der Kontakt zum Hilfesystem oftmals erst dann entsteht, wenn schon viel Geld verloren wurde. Außerdem machen die Ergebnisse abermals deutlich, dass Glücksspieler*innen unbedingt eine Schuldnerberatung angeboten bzw. empfohlen werden sollte.

Mehr als jede*r Vierte leidet unter depressiver Stimmung

Glücksspielsüchtige Menschen leiden besonders stark unter einer „erheblichen bis extremen“ psychischen Belastung. Auch das ist ein Ergebnis der BADO-Studie. Mit 54 Prozent haben Glücksspielklient*innen hier den höchsten Anteil unter allen Suchtformen. Im Vergleich dazu liegt beispielsweise der Prozentsatz von Menschen mit erheblicher bis extremer psychischer Belastung unter Cannabiskonsumierenden mit 39 Prozent (niedrigster Wert unter allen Suchtformen) deutlich darunter. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Ausprägung von depressiver Stimmung zu Behandlungsbeginn. Abermals zeigt sich hier die höchste Ausprägung unter Glücksspielenden: 28 Prozent von ihnen leiden unter erheblicher bis extremer depressiver Stimmung. Bei Cannabiskonsumierende beträgt dieser Anteil 19 Prozent (abermals niedrigster Wert unter allen Suchtformen).

Weitere interessante Ergebnisse aus der 25. (!) Hamburger Basisdatendokumentation finden Sie hier.

Quelle: BADO e.V. Martens, M., Neumann-Runde E. (2022). Suchthilfe in Hamburg Statusbericht der Hamburger Basisdatendokumentation 2021; Herausgeber: BADO e.V.; abrufbar unter www.bado.de

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